Durch Hafenausbau zum internationalen Akteur

Durch Hafenausbau zum internationalen Akteur

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Die unabhängige Region Somaliland plant dem Ausbau des Hafens in Berbera, um zukünftig auf internationaler Ebene wirtschaftlich mitwirken zu können. Engpässe beim Konkurrenzhafen in Djibouti machen schon jetzt Äthiopien zum strategischen Partner.

Foto: Berbera, Somaliland von YoTut-flickr, CC BY 2.0

Die Tatsache, dass Somaliland bis heute international nicht als Staat anerkannt wird, hindert das Land nicht am wirtschaftlichen Erfolg. Ökonomisch ist das Land komplett unabhängig von Somalia: Den Großteil seiner Einnahmen bezieht es aus dem Viehexport; auch auf Geldüberweisungen der im Ausland lebenden Diaspora ist der Staatshaushalt angewiesen. Dass das Land es trotz dieser geringen finanzieller Mittel und der kaum existierenden internationalen Unterstützung geschafft hat, Demokratie und relative Sicherheit zu wahren, zeigt, dass man nicht nur durch Entwicklungshilfen aus dem Ausland Stabilität bringen kann. Doch die Somaliländer wollen weiteren Fortschritt.

Der strategisch wichtige Hafen von Berbera am Golf von Aden stößt an seine Grenzen. 32.000 Schiffscontainer passieren den Hafen jährlich, größtenteils für den Viehtransport. Mit Nachbarland Äthiopien schloss das Land am 31. März 2016 ein Handelsabkommen, das festlegt, dass Äthiopien 30 Prozent seiner Importe zukünftig über Berbera abwickeln lassen wird. Durch die wachsende Wirtschaft sieht Äthiopien sich gezwungen, sich aus der Abhängigkeit Djiboutis als einzigen Transportpartner zu lösen. Den Tiefwasserhafen von Djibouti passieren derzeit jährlich 750.000 Container. Die schlechten Zustände und geringeren Kapazitäten des Hafens Berbera lassen eine Realisierung des Abkommens aktuell jedoch nocht nicht zu. Derzeit überschattet Djibouti Somaliland deutlich und wickelt 97 Prozent aller Transfere ab. Doch mit dem wachsende Bedarf Äthiopiens stößt auch den Hafen von Djibouti an seine Grenzen. Gerade in Zeiten der Trockenheit, wie aktuell, ist Äthiopien stark auf Nahrungslieferungen, die über Djibouti ins Land gelangen, angewiesen. Die Wartezeiten betragen jetzt bereits bis zu einen Monat. Berbera ist eine notwendige Ausweichmöglichkeit, deren Potential ausbaufähig ist, sodass Somaliland auch über die Notsituation hinaus ein infrastruktureller Partner Äthiopiens bleiben kann.
Somaliland integrierte den Ausbau des Hafens in seinen National Development Plan bis 2016. Er habe das Potenzial, sich als wichtigstes Logistik-Ventil für die Binnenländer Ostafrikas und als internationales Drehkreuz für Europa, den Mittleren Osten, Asien und Afrika zu etablieren. 200 Millionen US-Dollar, plus 300 Millionen US-Dollar für die Erneuerung der Landstraßen nach Äthiopien sind veranschlagt. Statt wie bisher 12 Meter Tiefe soll das Hafenbecken künftig 20 Meter erreichen, was Kapazitäten für die Unterbringung der weltgrößten Containerschiffe schaffen würde. Freihandelszonen sollen entwickelt werden und Infrastruktur und Ausrüstung die internationalen Standards erreichen.

Das französische Unternehmen Bolloré, das schon jetzt die Leitung des Hafens übernommen hat, und DP World aus Dubai, das weltweit in über 60 Hafenterminals investierte, darunter auch in den Hafen von Djibouti, sind mögliche Investoren für Berbera. Doch auch Djibouti zieht nach und plant Ausbauten. Investitionen in Höhe von 9,8 Milliarden US-Dollar sollen die Kapazitäten bis Ende 2017 auf das fünfzehnfache erhöhen. Außerdem finanziert das chinesische Unternehmen China Civil Engineering Construction Corporation eine Zugverbindung zwischen Somali, im Osten Äthiopiens, und Djibouti, die für den Ausbau förderlich sein wird. Äthiopien wird sich der Zusammenarbeit mit Djibouti nicht völlig entziehen. „Wir werden alternative Häfen nutzen, ohne die Leistungen anderer Häfen zu beeinträchtigen”, erklärt Äthiopiens Transportminister Workineh Gebeyehu. Doch zumindest wäre der Ausbau des Hafens eine Möglichkeit für Somaliland, als internationaler Akteur wahrgenommen zu werden und sich von den Machtansprüchen Somalias zu lösen. Die Kombination der Häfen Djiboutis und Berbera würde die ökonomischen Kapazitäten am Horn von Afrika erweitern und das Wirtschaftswachstum Äthiopiens und Somalilands unterstützen. Äthiopien kann sich von der hundertprozentigen Abhängigkeit von Djibouti lösen und Somaliland profitiert von seinem Standort als internationale Drehscheibe.

Sandra Tebroke

Foto: Berbera, Somaliland von YoTut-flickr, CC BY 2.0