Visafreies Afrika

Visafreies Afrika

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„Afrika ist die Region, mit den weltweit schärfsten Visabestimmungen. Visaeinschränkungen bedeuten fehlende ökonomische Möglichkeiten für intra-regionalen Handel, für lokale Dienstleistungen wie Tourismus, grenzübergreifende medizinische Versorgung oder Bildung.“ - Professor Mthuli Ncube

Foto: public domain

Ein visafreies Afrika ist der Traum vieler Initiativen innerhalb der Afrikanischen Union. 80 Prozent der Migrationsbewegungen Afrikas sind gegenwärtig intra-regional. Dennoch sind die Visabestimmungen für afrikanische Reisende innerhalb des Kontinents vielfach komplexer und schärfer als für Europäer_innen. Visa bedeuten meist hohe finanzielle und zeitliche Aufwände. Bisher bieten lediglich Mosambik, Ruanda, die Komoren, Madagaskar und die Seychellen einen visafreien Zugang oder eine Visabeantragung bei der Einreise an.

Inzwischen sind Chancen, die vereinfachte Migration bieten kann, näher ins politische Bewusstsein gerückt. Vorreiter ist die Afrikanische Entwicklungsbank, auf deren Initiative hin – unter anderem mit Fürsprechern wie Paul Kagame, Uhuru Kenyatta und Donald Kaberuka – die Visabestimmungen für Afrikaner_innen in Zukunft vereinfacht werden sollen.

Ruanda beispielsweise gilt innerhalb Afrikas als das Land mit der liberalsten Migrationspolitik. Seit dem 1. Januar 2013 müssen Visa nicht mehr umständlich vor der Einreise erworben werden, sondern werden an sämtlichen Grenzübergängen ausgestellt. Die positiven ökonomischen Auswirkungen waren sofort in allen Wirtschaftssektoren Ruandas erkennbar. Während man für eine Reise nach Mauritius vorher ein gültiges Visum benötigt, ist die Einreise auf den Seychellen komplett Visa-frei. Seitdem diese Freiheit eingeführt wurde, wuchs die Tourismusbranche auf den Seychellen jährlich um 7 Prozent. Mauritius hingegen stagniert in diese Richtung.

Die erleichterten Bestimmungen haben aber nicht nur ökonomische Auswirkungen, sondern geben auch transnationalen Gesellschaften neue Möglichkeiten. Mit offenen Grenzen kann der Kontinent weiter zusammenwachsen. Eine Chance für alle.

Autor: Thomas Beutler

Titel_lonam_oktober2015Ein Beitrag aus der LoNam-Ausgabe 5/2015 mit dem Schwerpunktthema „Reisefreiheit als Privileg?“. Die Einzelausgabe mit vielen anderen Beiträgen ist bestellbar unter: abo(at)lonam(.)de