Vielfalt zeigen: Berliner Web-Serie will empowern

Vielfalt zeigen: Berliner Web-Serie will empowern

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Am 24. Juli startete „Berliner Farben“, eine dokumentarische Web-Serie, die empowern und die Vielfalt der Hauptstadt abbilden will. Alle zwei Wochen werden in den auf dem YouTube-Kanal „Berliner Farben“ erscheinenden, knapp zehnminütigen Beiträgen Mitglieder der Berliner PoC- und LGBTIQ*-Community porträtiert.

Lucia und Gizem von Hoe_Mies. Foto: Berliner Farben

„Am Anfang wurde ich dafür mega angefeindet“, sagt Poliana Baumgarten, die Produzentin hinter „Berliner Farben“. Wir sitzen bei Bier in einer Weddinger Bar. Auf den Tischen stehen Kerzen, im Hintergrund läuft Lingala-Musik. Ab und an fährt ein Auto vorbei. Dann hören wir durch die geöffnete Terrassentür wie nasse Reifen übers Kopfsteinpflaster rollen.

„Es gab Leute, die meinten, das hätte mit Berlin nichts zu tun, die Zahl an Menschen sei viel zu klein, das Ganze ergäbe ein verfälschtes Bild.“ Für einen Moment durchdringt Pollys Stimme eine Mischung aus Ungläubigkeit und Gereiztheit. Gerade weil sie eine Minderheit darstellen, sei es doch umso wichtiger, dass mensch ihnen Gehör schenkt, findet die 26-jährige Wahlberlinerin. „Als ich auf Facebook nach Protagonist_innen suchte, kamen unglaublich viele Anfragen von Leuten, die nur darauf zu warten schienen, dass ihnen mal zugehört wurde, die endlich mal ihre Geschichte erzählen wollten.“ Das habe sie nicht nur überrascht, das habe sie schlichtweg überwältigt.

Foto: P. Baumgarten
Foto: P. Baumgarten

Es sind Menschen, wie die Fotografin Mayowa Lynette, die Hip-Hop-Musikerin Leila Akinyi, die „exit RACISM“-Autorin Tupoka Ogette oder die Spoken-Word-Poetin Jumoke Adeyanju, deren Geschichten Polly erzählt. Sie sollen empowern und gleichzeitig Stereotype abbauen, inner- und außerhalb der Black Community. Der starke Rückgriff auf Kunst- und Kultursschaffende ist kein Zufall. Der Zugang sei hier einfach leichter. „Wenn jemand beispielsweise auf ne Hoe_Mies-Party geht und merkt, mein Gott, die Vibez stimmen, die Musik ist cool und die Party für Women of Colour empowernd, dann ist das ein Selbstläufer.“

Foto: Berliner Farben
Foto: Berliner Farben

Rassismus sei einfach ein schweres Thema und der Zugang über kleine empowernde Porträts entsprechend leichter. „Wir leben in einer rassistischen Gesellschaft und sich das einzugestehen, ist irgendwie auch schmerzhaft, sowohl für People of Colour als auch für Weiße, die niemals sagen würden, dass sie Rassist_innen sind, aber Dinge sagen oder tun, die rassistisch und verletzend sind.“ Schwere Dokumentationen zum Thema Rassismus seien manchmal sehr belastend. „Und dieser Belastung will sich nicht jeder aussetzen,“ sagt Polly. Daher versuche sie auch immer ein Stück Leichtigkeit in die Porträts zu bringen: Positive Musik, ein schönes Bild oder einfach ein Lächeln.

Foto: Berliner Farben
Foto: Berliner Farben

Leider mangele es oftmals am Austausch Weißer und Schwarzer Erfahrungen, so die Filmemacherin. Dabei sei der Dialog doch so wichtig. Nur dann könne sich etwas verändern, „nicht wenn man die ganze Zeit nur unter sich bleibt.“ Deswegen möchte sie nicht nur PoCs und Membern der LGBTIQ*-Community eine Stimme geben, sondern auch Leuten, die für diese eintreten. „Mir ist es wichtig, dass Berliner Farben klar positioniert wahrgenommen wird, aber jede_r, der_die sich mit-positioniert, ist willkommen.“

Foto: Berliner Farben
Foto: Berliner Farben

Ob sie eigentlich glaubt, dass es für sie als Teil der PoC-Community einfacher sei, die Szene zu porträtieren? Das sei eine schwierige Frage, gibt Polly zur Antwort. Ich beiße mir auf die Zunge und werfe ein, sie müsse sie nicht beantworten. Vielleicht sei der Zugang leichter, das Vertrauen schneller da, aber sie glaube nicht, dass sie einen Vorteil habe, nur weil sie Schwarz ist. „Schwarzsein ist total vielfältig, total variabel.“ Und in „Berliner Farben“ gehe es eben genau darum: Empowernde Vielfalt zeigen.

Zu den Folgen:

Daniel Koßmann

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