Die Energiepartnerschaft zwischen Nigeria und Indien
Nigeria und Indien könnten am Beginn einer langfristigen Handelspartnerschaft stehen. Gegenstand dieses Handels wäre das nigerianische Erdöl. Damit würde Nigeria von geopolitischen Turbulenzen zwischen dem Westen und Russland profitieren.
Indien bezieht als am schnellsten wachsende Wirtschaft Asiens seine Energie vor allem über russisches Rohöl, das in indischen Raffinerien zu Erdölprodukten verarbeitet wird. Damit könnte nun teilweise Schluss ein, denn die USA setzen Indien unter massiven Druck, seine Handelsbeziehungen zu Russland zurückzufahren. Profiteur davon ist Nigeria, der größte Erdölproduzent Afrikas.
Indien bestellte bei Nigeria zwei Millionen Barrel Rohöl, die im September und Oktober geliefert werden sollen. Beobachter*innen mutmaßen nun, das Abkommen könne zu einer langfristigen Zusammenarbeit beider Länder im Energiesektor führen. So ist das wenig schwefelhaltige Rohöl aus Nigeria sehr gut für die indischen Raffinerien geeignet.
Nigeria steht allerdings vor der Frage, ob es seine Ölreserven eher für den Export oder aber für den Aufbau einer eigenen Ölindustrie einsetzen möchte. So besteht seit 2024 eine große Raffinerie im Land, die Rohöl zu Ölprodukten wie Benzin, Flugbrennstoff und Diesel verarbeitet. Damit ließe sich eine Industrialisierung des westafrikanischen Staates einleiten. Auf der anderen Seite stehen die großen finanziellen Möglichkeiten, die ein Verkauf des „schwarzen Goldes“ nach Indien bietet. Es gilt auch zu bedenken, dass die nigerianische Erdölförderung im Fördergebiet, dem Nigerdelta, eine ökologische Katastrophe ausgelöst hat. Diese führte zu Unruhen unter der lokalen Bevölkerung. Ist Nigeria also in der Lage, langfristig Rohöl in großen Mengen zu liefern?
Aleksandar Abramović