Ein Papst aus Afrika?
In Deutschland geht die Zahl der Katholiken weiter zurück. In Afrika hingegen wächst sie rasant und mittlerweile ist weltweit jedes fünfte Mitglied der Katholischen Kirche in Afrika zu finden. Im Kardinalskollegium, das für die Wahl eines neuen Papstes zuständig ist, finden sich unter den rund 135 Kardinälen auch 19 Afrikaner. Dies alles nährt auf dem Kontinent die Hoffnung, dass nach etwa 1.500 Jahren wieder ein Afrikaner zum Pontifex gewählt wird. Als mögliche Kandidaten gehandelt werden die Kardinäle Peter Turkson aus Ghana, Fridolin Ambongo aus der Demokratischen Republik Kongo und Dieudonné Nzapalainga aus der Zentralafrikanischen Republik.
Laut in Afrika weit verbreiteter Meinung würde ein afrikanischer Papst die Belange des Globalen Südens neu auf die globale Agenda setzen und auch als positives Aushängeschild Afrikas dienen. Zudem, so die Erwartung, würde ein Papst vom afrikanischen Kontinent das Erbe von Franziskus fortführen: Dieser hatte sich sehr für die Armen, Unterdrückten, Migrant*innen und Geflüchteten der Welt eingesetzt. Aber ein Papst aus Afrika dürfte nicht alle Positionen des kürzlich Verstorbenen übernehmen: Insbesondere die von Franziskus in bestimmten Fällen zugelassene Segnung gleichgeschlechtlicher Paare hatte in Afrika irritiert. Die Katholiken dort sind in ihrer großen Mehrheit konservativ. Ein afrikanischer Papst könnte sich daher gegen die Akzeptanz von Homosexualität durch die Katholische Kirche aussprechen.
Dieser Punkt könnte die Kardinäle in Rom davor zurückschrecken lassen, einen Afrikaner zum Papst zu wählen. Auch wird das Kardinalskollegium weiterhin von Europäern dominiert. Ob sie für ein Kirchenoberhaupt aus Afrika bereit sind, ist noch unklar.
Aleksandar Abramović