Kenia: Trauer um Oppositionsführer Raila Odinga

Am Sonntag, dem 19. Oktober, wurde der kenianische Oppositionsführer Raila Odinga auf seiner Farm in Bondo beigesetzt. Wer war der Mann, um den die kenianische Öffentlichkeit trauert?
Kenias langjähriger Oppositionsfüher Raila Odinga ist am 14. Oktober im Alter von 80 Jahren an einem Herzstillstand verstorben. Fünf Tage später erfolge auf seiner Farm in Bondo ein Staatsbegräbnis. Die kenianische Öffentlichkeit nahm an Odingas Ableben großen Anteil.
Der 1945 geborene Raila Odinga war der Sohn von Kenias erstem Vizepräsidenten Jaramogi Oginga Odinga. Raila studierte von 1962 bis 1970 in der damaligen DDR Maschinenbau. Zurück in Kenia arbeitete er zunächst als Geschäftsmann, bis er von 1982 bis 1991 inhaftiert wurde. Ihm wurde eine Beteiligung am versuchten Putsch gegen den damaligen Langzeit-Präsidenten Daniel arap Moi zur Last gelegt. Nach seiner Freilassung trat er dem Oppositionsbündnis seines Vaters bei und avancierte zum wichtigsten Oppositionspolitiker Kenias. Beobachter*innen galt er als charismatisch und mit einer großen Anziehungskraft auf die breite Bevölkerung. So zogen seine Kundgebungen auch große Menschenmassen an.
Raila Odinga kandidierte fünfmal für das Amt des Staatspräsidenten, fünfmal verlor er. Bei fast allen Wahlgängen wurde gemutmaßt, die Regierungspartei hätte die Wahlergebnisse manipuliert. Dennoch einigte sich Odinga mit seinen Widersachern stets auf politische Kompromisse, so dass der innere Frieden in Kenia erhalten blieb. Dieser Umstand brachte ihm den Respekt vieler Menschen ein. Kritiker*innen warfen ihm aber vor, sich dadurch korrumpieren zu lassen.
Das große öffentliche Ansehen von Raila Odinga sorgte dafür, dass Staatspräsident William Ruto ihm nach seinem Tod Anerkennung zollen musste: In Kenia wurde eine Staatstrauer von sieben Tagen ausgerufen. Auch erklärte der kenianische Präsident Ruto seinen langjährigen Gegenspieler Odinga zum Fackelträger der Demokratisierung Kenias.
Ousman Basirou