Namibias Weg zur Energieunabhängigkeit
Wie die namibische Präsidentin Netumbo Nandi-Ndaitwah erklärte, plane ihr Land den Bau seines ersten Atomkraftwerks. Entsprechende Gespräche mit internationalen Partnern sollen noch in diesem Jahr aufgenommen werden.
Die seit der Unabhängigkeit 1991 in Namibia regierende SWAPO steht vor einem Problem: Sie verliert in der Bevölkerung immer weiter an Zustimmung. Ein wichtiger Grund dafür besteht darin, dass mehr als ein Drittel der Namibier*innen ohne Arbeit sind. Um den Trend umzukehren, muss die SWAPO die Wirtschaft auf ein neues Fundament stellen. Das Zauberwort lautet Industrialisierung. So sollen Rohstoffe, die bislang exportiert wurden, künftig in Namibia verarbeitet werden und hier neue Wertschöpfungsketten entstehen.
Eine moderne Industrie erfordert aber eine verlässliche Energiezufuhr. Diese ist gegenwärtig in Namibia nicht gegeben. So bezieht das Land immer noch einen bedeutenden Teil seines Stroms von der ehemaligen Kolonialmacht Südafrika. Diese Abhängigkeit verursacht technische, wirtschaftliche und sogar geopolitische Risiken. Zugleich ist Namibia von der Natur mit möglichen Energieträgern geradezu gesegnet. Das Land im Südwesten Afrikas bietet gute Voraussetzungen zur Gewinnung von Wind- und Solarenergie. Zudem finden sich hier auch Öl und Gas sowie Uran, welches für die weltweite Kernenergie eine wichtige Rolle spielt.
Jetzt möchte die Regierung in der Hauptstadt Windhuk diese Rohstoffe nutzen, um ihr Land energiepolitisch unabhängig zu machen. Entstehen soll ein nationaler Energiemix aus verschiedenen Quellen. Geplant ist neben dem Ausbau von Wind- und Solaranlagen auch die Errichtung einer Ölraffinerie sowie der Bau des ersten namibischen Atomkraftwerks. Bezüglich des letzteren sucht Windhuk die Zusammenarbeit mit Atommächten wie Frankreich und Russland. Zur Debatte steht, dass der russische Konzern Rosatom in Namibia kleine, modulare Reaktoren (SMRs) errichtet. Diese SMRs sind auf eine geringe Siedlungsdichte und trockene klimatische Bedingungen zugeschnitten.
Ousman Basirou