Legalisiert Senegal traditionelle Heiler?
Gesetzesentwurf will traditionelle Heilung ins Gesundheitssystem integrieren.
Im senegalesischen Parlament wird derzeit ein Gesetzesentwurf diskutiert, welches die landestypische traditionelle Medizin künftig im offiziellen Gesundheitssystem verankern soll. Mithilfe des Gesetzes sollen Heilpflanzen, Medikamente und Behandlungsformen kontrollierbar werden sowie die Rechte und Pflichten der traditionellen Therapeut_innen, der sogenannten Traditherapeut_innen, geregelt werden.
In der Bevölkerung ist traditionelle Medizin sehr beliebt, obwohl die offizielle Behandlung seit 1966 verboten ist. Viele Heilpraktiker_innen, die häufig freischaffend und nicht ausgebildet sind, preisen ihre Heilmittel im Fernsehen und in Zeitschriften an. Der neue Gesetzentwurf sieht vor, solche Werbung künftig zu unterbieten, denn falls die Abgeordneten das Gesetz verabschieden, benötigt jede_r Traditherapeut_in eine offizielle Arbeitsgenehmigung des Gesundheitsministerium, um praktizieren zu dürfen. Die Berechtigung soll nur erhalten, wer sich künftig auf einen Behandlungsbereich spezialisiert.
Um traditionelle Heilpflanzen im Gesundheitssystem Raum zu geben, sollen Eigenschaften und Dosierungen durch Prüflabore festgestellt werden auf dessen Grundlage dann die Marktzulassung entwickelt werden soll.
Auch wenn traditionelle Medizin oft Gefahr läuft, informell zu werden, entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten eine äußerst glaubwürdige Dynamik, die die Praxis rationalisiert. Die Bemühungen werden zunehmend auch von der globalen wissenschaftlichen Gemeinschaft gestärkt.
Nach über 50 Jahren könnte das neue Gesetz der Realität Rechnung tragen, dass traditionelle Medizin weder wirkungslos ist, noch verboten gehört. Eine Institutionalisierung traditioneller Praktiken böten dagegen die Chance, das staatliche Gesundheitssystem zu stärken und seine Akzeptanz zu fördern.
Marlene Weiss