Beniner Künstler schafft Raum für moderne afrikanische Kunst
Die Deutsche Bank KunstHalle in Berlin zeigt noch bis zum 16. November 2014 in Kooperation mit der Tate Modern die Ausstellung Museum of Contemporary African Art des westafrikanischen Künstlers Meschac Gaba.
Wo stellt man Kunst aus, die im Verständnis der meisten Menschen gar nicht existiert? Man schafft selbst einen Raum dafür. So zumindest hat es der westafrikanische Künstler Meschac Gaba mit seiner begehbaren Installation Museum of Contemporary African Art getan. Über einen Zeitraum von fünf Jahren (1997 – 2002) hat er zwölf Räume geschaffen, die bereits auf zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen waren. „Man braucht keine vier Wände, um seinen eigenen Platz zu definieren und zu entscheiden, wer man ist“, ermutigt Gaba vor allem Künstler_innen aus afrikanischen Ländern. Auf diese Weise übt er Kritik am Kanon moderner Kunst, in dem zeitgenössische afrikanische Kunst noch immer ignoriert wird.
Aber passt das Konzept eines Museums nach europäischer Konvention überhaupt zu Afrika? In Europa wird sehr viel Wert auf den Erhalt und die Archivierung des historischen Erbes gelegt, während im Kulturverständnis westafrikanischer Gesellschaften ständige Wiederverwertung einen hohen Stellenwert hat. Nicht grundlos stellt Chris Dercon, Direktor der Tate Gallery of Modern Art, deshalb die Frage: „Hätte ein Museum in Afrika überhaupt eine Bedeutung?“
Für Gaba, der aus dem westafrikanischen Benin stammt, aber in den Niederlanden lebt und arbeitet, hat es das. Das Museum stellt seine Reise zwischen der europäischen und afrikanischen (Kunst-)Welt dar. Die für Museen üblichen Räume, wie der Museumsshop und ein Restaurant, ergänzt der Künstler mit neuen, unkonventionellen Konzepten. So verfügt sein Museum zusätzlich über einen Raum für Architektur, für Kunst und Religion sowie über eine Bibliothek.
Gabas Museum ist wandelbar und Besucher_innen sollen aktiv daran teilhaben. Im Architecture Room können sie mithilfe von Bauklötzen eigene Architekturentwürfe schaffen und wieder zerstören. So verändert sich der Raum ständig. Nebenan, im Raum für Kunst und Religion, werden immer donnerstags und samstags kostenlose Tarotkartenlesungen angeboten. Das Museum beschäftigt sich vorrangig mit den Beziehungen zwischen Afrika und Europa sowie zwischen Kunst und Alltag. An den Zweigen des Money Tree (Geldbaum) hängen manipulierte Banknoten, auf denen europäische Künstler_innen wie Picasso abgedruckt sind, die sich Inspiration auf Reisen in afrikanische Länder gesucht haben. Eingefärbte Keramik-Lebensmittel, die auf dem Boden und in einer Kühltruhe im Draft Room zu finden sind, kritisieren die Verschwendung in kapitalistischen Gesellschaftssystemen. Im Art and Religion Room sind in einem kreuzförmigen Holzverschlag neben diversen religiösen Artefakten auch Alltagsgegenstände ausgestellt. Der Humanist Space, in dem man mit gemieteten Fahrrädern die Stadt erkunden kann, weicht die Grenzen zwischen Alltag und Kunst endgültig auf .
Sieben Räume des Museum of Contemporary African Art werden noch bis zum 16. November 2014 von der Deutsche Bank KunstHalle in Berlin in Kooperation mit der Tate Modern gezeigt.
Weitere Informationen unter: http://www.deutsche-bank-kunsthalle.de/kunsthalle