Chief Hijangua in der deutschen Hauptstadt

Chief Hijangua in der deutschen Hauptstadt

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Die Uraufführung fand bereits im September 2022 in Windhuk statt. © Michael Panitz
Die Uraufführung fand bereits im September 2022 in Windhuk statt. © Michael Panitz

Namibias erstes Opern-Projekt im Herzen der Partnerstadt Berlin

Teile des Teams der in namibisch-deutsch-südafrikanischer Zusammenarbeit entstandenen Oper „Chief Hijangua“ besuchten kürzlich Berlin. Das Stück, das keinen direkten Bezug zum Völkermord an Ovahereros und Namas hat, sondern in der Frühphase des deutschen Kolonialismus spielt, hatte im September letzten Jahres Premiere an Namibias Nationaltheater in Windhuk. Entstanden war die Idee, als sich Kim Kira Meyer aus München und der Komponist und Sänger Eslon Hindundu 2019 beim Klassik-Festival Immling in Bayern kennenlernten, wo beide als Regieassistent*in tätig waren. Dritter im Bunde wurde der Münchner Nikolaus Frei, der unter Bezug auf traditionelle Erzählungen aus Namibia das Libretto schrieb, die tragische Geschichte vom Sohn des Chiefs, der – mit dem schleichenden Gift kolonialistischer Ideen verseucht – nicht nur sein eigenes Leben zerstört, sondern auch das seines Volkes.

Komponist Hindundu, der selber zu den Ovahereros gehört, von denen nur ein kleiner Teil den deutschen Genozid vor knapp 120 Jahren überlebte, schrieb Musik, die sich überwiegend an der europäischen Klassik orientiert. Gleichzeitig bezieht sie aber auch Rhythmen und melodische Elemente verschiedener namibischer Ethnien ein, auch der San, die als Urbevölkerung des südlichen Afrika seit Zehntausenden von Jahren im heutigen Namibia leben. Ebenfalls interessant, dass die Darstellerinnen und Darsteller oft konträr zur ihrer Hauptfarbe besetzt werden. Gesungen wird auf Otjiherero und Deutsch, auch das eine Herausforderung, denn niemand aus dem Team beherrscht beide Sprachen gleichermaßen gut.

Nach der Premiere in Windhuk sollte es eine Aufführung in München geben. Das zerschlug sich aus verschiedenen Gründen, aber dafür wird die Oper noch in diesem Jahr in Windhuks Partnerstadt Berlin auf die Bühne gebracht, wie im Rahmen des Besuchs von Teammitgliedern in der deutschen Hauptstadt verkündet wurde. Veranstaltungsort wird der Große Sendesaal im Haus des Rundfunks an der Masurenallee sein. Das dort beheimatete Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen feiert, wird die musikalische Begleitung übernehmen.

Wolfgang König

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