Diamanten Diebstahl ‒ Wer sind die Diebe?
Ein Diebstahl, der nicht nur Frankreich bewegt. Er erinnert auch daran, dass Frankreich und viele andere europäische Ländern selbst einmal Diebe waren und es vielleicht auch heute noch sind.
Ein Aufschrei geht durch Europa, als am Sonntag, den 19. Oktober vier maskierte Personen mit einer Hebebühne über einen Balkon im ersten Stock in den Pariser Louvre gelangten. Mit Werkzeugen brachen sie zwei der Vitrinen auf und entwendeten Schmuckstücke im Wert von ca. 88 Millionen Euro. In knapp sieben Minuten war alles vorbei. Auch in der Schmuckszene sei die Empörung groß, liesst man in der Vogue Germany. Lynn Yaeger, Redakteurin und Schmuckexpertin erklärt: „Es gab schon viele Banden, die in Paris und anderswo Schmuck gestohlen haben, aber ich würde sagen, dass dieser Diebstahl genauso schwerwiegend ist wie der Raub der ‚Mona Lisa‘ im Jahr 1911. Die Situation ist ziemlich frustrierend.“ Der gestohlene Schmuck wurde einst von Königinnen und Kaiserinnen getragen ‒ doch gehörte er ihnen auch?
Frankreich war eine der führenden Kolonialmächte auf dem afrikanischen Kontinent. Die kolonialen Aktivitäten Frankreichs lassen sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen und erst Ende der 1970er Jahre erlangten die letzten Staaten ihre Unabhängigkeit zurück. In dieser Zeit war Frankreich der Räuber, der wertvolle Gegenstände zerstörte und entwendete.
Doch auch noch heute produzieren französische Konzerne in ehemaligen Kolonien ‒ für die Länder selbst springt aus ökonomischer Sicht wenig ab. Oft bezahlen sie sogar, zum Beispiel mit verschmutzten Flüssen, zerstörten Landschaften und somit auch zerstörten Lebensgrundlagen. Offiziell sind die Staaten unabhängig und trotzdem wird auf ihre Kosten gelebt.
Die Restitutionen der Raubgüter geht nur langsam voran und so findet man heute noch in vielen Museen, nicht nur in Frankreich, Besitztümer anderer Länder.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nennt den Einbruch ins Louvre einen „Angriff auf ein Erbe, das uns am Herzen liegt, weil es unsere Vergangenheit lebendig hält“. Doch welche Vergangenheit wird dabei am Leben erhalten? Für ihn wahrscheinlich die eines reichen, adeligen Frankreichs ‒ für andere die von jahrhundertelanger Ausbeutung und Gewalt. An die Diebe der Kronjuwelen wird appelliert, den Schmuck zurückzugeben. Der Diebstahl erzeugt eine Welle an Empörung. Eine Empörung die ausbleibt, wenn Frankreich, der Dieb, Gestohlenes nicht zurückgibt.
Adiza Moustapha



