Die Lage am Kap ist ernst
„Mitternachtsmassaker“ bedroht wirtschaftliche Stabilität Südafrikas. Das Vertrauen ist weg.

Zurzeit überschlagen sich die Ereignisse im politischen Südafrika. Erst der Austausch von neun Ministern in einer Nacht-und-Nebelaktion – darunter der international geschätzte Finanzminister Pravin Gordhan –, dann der starke Rand-Währungsverfall und nun der öffentlich ausgetragene Machtkampf innerhalb der Regierungspartei ANC. Das Land steuert auf die nächste politische Krise zu. Ebenso schwächelt die Wirtschaft. Der jungen Republik im südlichen Afrika stehen harte Zeiten bevor.
Der US-Botschafter in Südafrika sprach im Zusammenhang mit der Absetzung von einem Drittel des Kabinetts durch Staatspräsident Zuma von einem beispiellosen „Mitternachtsmassaker“. Bei den Entlassenen handelt es sich allesamt um Kritiker Zumas. Insbesondere der Rausschmiss des Finanzministers sorgte für erhebliche Turbulenzen an den Börsen des Landes. Die Landeswährung verliert zum Euro und US-Dollar weiter an Wert. Dazu befinden sich die Bankaktien auf Talfahrt. Zusätzlich kursieren Gerüchte, dass einige Firmen geplante Investitionsvorhaben am Kap überdenken werden.
Ferner hat die international einflussreiche Ratingagentur Standard & Poor’s die Bonität des Landes nach 17 Jahren nun auf Ramschniveau herabgestuft – von „BBB-“ auf „BB+“. Dies bedeutet im Klartext, dass Südafrika als sichere Geldanlage nicht mehr in Betracht komme und dem Wirtschaftsstandort kein Vertrauen mehr geschenkt wird. Andere Agenturen könnten nachziehen. Dabei bemühte sich ausgerechnet der abgesetzte Finanzminister bis zuletzt für die Verhinderung der Einstufung Südafrikas auf „BB+“. Die Zuma-Regierung verliert mit Gordhan eines ihrer wichtigsten Mitglieder.
Wirtschaftsexperten erwarten erhebliche fiskal- und wirtschaftspolitische Folgen für das Land. Eine weitere Inflation und damit zusammenhängend die Verteuerung von Waren und Gütern des alltäglichen Lebensbedarfes seien nicht auszuschließen, so mehrere Finanzanalysten. Dies dürfte wiederum das Unruhepotential in den Townships und Städten länderübergreifend verschärfen. Bereits jetzt beklagen sich etliche Bürger über die hohen Preise für Lebensmittel, Benzin und Strom. Die Lage am Kap ist ernst.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Kooperationspartner SÜDAFRIKA – Land der Kontraste
Foto: GovernmentZA/ flickr, CC BY-ND 2.0