Ein Festival für den Frieden
Der Südsudan ist das jüngste Land der Welt, doch gebeutelt von Konflikten, die teilweise schon jahrzehntelang andauern. Mit dem dringenden Bedürfnis nach Frieden wurde nun ein Kulturfestival in die Welt gerufen, das verschiedene lokale Gruppen zusammenbrachte und ihre Vielfalt feierte.
Die erst kurze Geschichte des Südsudan ist geprägt von einer andauernden Instabilität, unter anderem hervorgerufen durch den von 2013 bis 2018 herrschenden Bürgerkrieg, eine autoritäre Regierung und anhaltende militärische Auseinandersetzungen. Ein vorherrschendes Problem sind darüber hinaus ethnische Konflikte, bei denen es um Land und Vieh geht, um die ungleichmäßige Verteilung staatlicher Ressourcen, die Unfähigkeit der Regierung, funktionierende Verwaltungseinheiten aufzubauen, und um Macht.
Wegen der Vielzahl an Konflikten gibt es viele Binnengeflüchtete und Südsudanes*innen, die in die Nachbarländer geflohen sind. Doch auch dort können viele Menschen nicht mehr bleiben. Sei es wegen politischer Instabilität wie etwa im Sudan oder gestrichener Gelder, die die Versorgung in den Lagern für Geflüchtete im Ausland erschweren. Die Heimat der Südsudanes*innen ist jedoch in vielen Fällen aktuell nicht bewohnbar, da sich in weiten Teilen des Landes Minen und Bomben befinden. Schätzungen von Fachleuten zufolge ist die Hälfte des Landes davon betroffen. Dies behindert die Entwicklung des Landes immens, da beispielsweise auf minenverseuchten Feldern keine Nahrungsmittel angebaut werden können.
Die UNMISS (United Nations Mission in South Sudan) versucht, die Zivilbevölkerung zu schützen und dauerhaften Frieden zu schaffen. Zusammen mit lokalen Partner*innen wie dem Ministerium für Friedenskonsolidierung und dem Ministerium für Kultur, Jugend und Sport organisierte die UNMISS vergangenes Jahr ein multikulturelles Kulturfestival an verschiedenen Orten des Landes. Dabei kamen zum Beispiel in Yambio im Südwesten des Landes mehrere hundert lokale Gemeinschaften mit Vertreter*innen von neun in der Region ansässigen ethnischen Gruppen zusammen.
Die Idee dieser Art von Festival ist es, Kultur als Wiege des Friedens zu sehen und den Fokus auf Einheit in der Vielfalt zu legen. Das Aufzeigen von Unterschieden und kultureller Vielfalt soll das gegenseitige Kennen- und Schätzenlernen fördern. Und so gab es über die Tage des Festivals hinweg einiges zu sehen und hören. Neben Rhythmen, die aus dem Zusammenspiel von Trommeln, Vuvuzelas, Xylophonen, Trillerpfeifen und vielen weiteren Instrumenten entstanden, wurden Gesang, Tanz, Mode und mehr zum Besten gegeben. Was die verschiedenen Auftritte gemeinsam hatten, war die Botschaft, sich für Einheit und Integration einzusetzen und auf jegliche Art von Gewalt zu verzichten.
Bei Teilnehmenden und Besucher*innen wurde deutlich, dass sich die Bevölkerung nach Frieden und einem vereinten Südsudan sehnt. Vor allem Frauen und Kinder sind die Leidtragenden der zahlreichen Konflikte, und gerade für letztere wünschen sich die Menschen ein stabiles Umfeld und Aussichten auf eine friedvollere Zukunft mit Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Die Veranstaltung machte deutlich, dass die Menschen trotz aller Unterschiedlichkeiten friedlich zusammenleben können und wurde von einigen als Möglichkeit gesehen, Frieden zwischen den Gemeinschaften, aber auch im gesamten Land zu schaffen.
Laura Mahler