Malaria-Bekämpfung: Von der Behandlung zur Impfung

Malaria-Bekämpfung: Von der Behandlung zur Impfung

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Impfung in Liberia © Rachel Palmer/Save The Children, Flickr
Impfung in Liberia © Rachel Palmer/Save The Children, Flickr

Bisher gehörte Malaria zu den Krankheiten, gegen die es zwar Medikamente, aber keine Impfung gab. Darunter leiden vor allem afrikanische Kinder, denn erstens ist ihre Altersgruppe am meisten durch Malaria gefährdet und zweitens ihr Kontinent am stärksten von der Krankheit betroffen. Nach Statistiken der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben daran jährlich 600.000 Menschen in Afrika, mehr als 80 Prozent davon Kinder unter fünf Jahren. Dabei entfallen über die Hälfte der globalen Malaria-Erkrankungen auf nur vier Staaten: Nigeria (27 Prozent), Demokratische Republik Kongo (12 Prozent), Uganda (5 Prozent) und Mosambik (4 Prozent). Die ersten zwei dieser Länder plus Niger und Tansania haben zusammen mehr als 50 Prozent der jährlichen Todesfälle zu beklagen. Aber jetzt gibt es Hoffnung durch verschiedene Impfstoffe.

Nach regionalen Impfkampagnen in Kenia, Malawi und Ghana, wo dem Kinderhilfswerk UNICEF zufolge durch die Impfung von über zwei Millionen Kindern die Zahl der tödlich verlaufenden Malaria-Infektionen in dieser Altersgruppe um 13 Prozent reduziert werden konnte, wurde am 22. Januar in Kamerun zum ersten Mal eine landesweite Impf-Kampagne gestartet. Die acht Monate alte Daniella bekam in einem Gesundheitszentrum nahe der Hauptstadt Yaoundé die erste Injektion mit dem RTS,S-Vakzin, das auch unter dem Namen Mosquirix bekannt ist.

Zuvor waren seit 2019 bei einem Pilotprogramm in einigen Gegenden von Ghana, Kenia und Malawi Impfdosen an Kinder ab fünf Monaten verabreicht worden. Die Immunisierung von insgesamt mehr als zwei Millionen Kindern führte laut der internationalen Impfallianz GAVI zu einem „spektakulären Rückgang“ der tödlichen Malaria-Infektionen sowie zu einer deutlichen Reduzierung schwerer Krankheitsverläufe.

„Wir sind nicht nur Zeugen, sondern aktiv beteiligt daran, ein neues Kapitel in der medizinischen Geschichte Afrikas aufzuschlagen“, erklärte Dr. Mohammed Abdulaziz, der in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba das Africa Centre for Disease Control and Prevention (Afrikanisches Zentrum für die Bekämpfung und Prävention von Krankheiten) leitet. Und die deutsche Ministerin für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, Svenja Schulze (SPD), meinte: „Das ist ein Lichtblick, auf den Millionen Menschen lange gewartet haben. Malaria lässt sich besiegen. Das ist auch ein wichtiger Schritt hin zu mehr globaler Gerechtigkeit. Denn während viele Krankheiten im Norden gut erforscht sind, mussten die Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika viel zu lange auf diese Chance warten.“

„Wir sind nicht nur Zeugen, sondern aktiv beteiligt daran, ein neues Kapitel in der medizinischen Geschichte Afrikas aufzuschlagen.“

Dr. Mohammed Abdulaziz

Nach Informationen des Herstellers GlaxoSmithKline sollen bis Ende 2026 mindestens 18 Millionen Mosquirix-Dosen an die Länder Benin, Burkina Faso, Burundi, Demokratische Republik Kongo, Ghana, Kamerun, Kenia, Liberia, Malawi, Niger, Sierra Leone und Uganda ausgeliefert werden. Für die folgenden zwei Jahre wird mit der Produktion von weiteren 30 Millionen Dosen gerechnet.

Den endgültigen Durchbruch bedeutet Mosquirix allerdings nicht, denn die Impfung ist nur zu 30 Prozent wirksam und der Schutz gegen die Krankheit hält nur einige Monate an. Die WHO empfahl im Oktober letzten Jahres allerdings auch einen zweiten Malaria-Impfstoff namens R21/Matrix-M, der von der Universität Oxford entwickelt wurde und eine Wirksamkeit von etwa 70 Prozent haben soll. Das Serum Institute of India (SII) im Bundesstaat Maharashtra, der weltgrößte Impfstoff-Hersteller und ein langjähriger Partner der University of Oxford, plant eine jährliche Produktion von 250 Millionen Dosen R21/Matrix-M. Die Abfüllung wird vermutlich das Unternehmen DEK Vaccines Limited in Ghanas Hauptstadt Accra übernehmen.

Inzwischen hat die deutsche Firma BioN-Tech verkündet, am ersten Malaria-Vakzin auf mRNA-Basis zu arbeiten. In die Thematik der Malaria-Impfstoffe ist also endlich die seit Jahrzehnten überfällige Bewegung gekommen.

Wolfgang König

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