Proteste nach Putsch in Ouagadougou
In Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou ereignete sich am 30. September unter der militärischen Anleitung von Ibrahim Traoré der zweite Putsch des Landes innerhalb von 9 Monaten. Auslöser sei bei beiden Malen eine wachsende Unsicherheit unter der Bevölkerung gewesen. Die Unfähigkeit der Regierung mit den islamistischen Aufständen umzugehen, die das Land seit Jahrzehnten belasten, habe ebenfalls maßgeblich zu dem Putsch beigetragen.
Der nun abgesetzte Chef der Militärjunta Paul-Henri Sandaogo Damiba war im Januar 2022 selbst durch einen Militärputsch an die Macht gekommen. Trotz Versprechungen zur Verbesserung der Sicherheitslage verschlechterte sich die Situation des Landes unter seiner Führung. Laut Mahamadou Issoufou, dem ehemaligen Präsident von Niger, befanden sich 40 Prozent des Landes außerhalb von Damibas Einflussbereich. Außerdem wurde Damiba vorgeworfen, bei der Bekämpfung bewaffneter lokaler Gruppen auf die Hilfe der ehemaligen französischen Kolonialmacht zurückgegriffen zu haben. Der neue Machthaber Ibrahim Traoré war vor seiner Machtergreifung ein rangniedriger Offizier und Leiter eines Artillerie Regiments in einer kleinen Stadt im Norden des Landes. Traoré hat bereits angekündigt, dass seine Regentschaft nicht von langer Dauer sein werde.
Damiba zog sich unter sieben Bedingungen aus seinem Amt zurück, um gewaltvolle Konfrontationen zu vermeiden.Die Bedingungen dienen zur Sicherung seiner eigenen Unversehrtheit sowie der seiner Verbündeten im Militär und sollen Ibrahim Traoré zur Einhaltung der Versprechen, die er gegenüber der ECOWAS eingegangen sei, verpflichten. Ibrahim Traoré stimmte den Bedingungen zu.
Die ECOWAS leitete am vergangenen Dienstag unter der Leitung des Außenministers von Guinea-Bissau, Suzi Barbosa, Ermittlungen ein, um die Ereignisse des Putsches auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Das löste Proteste von mehreren Dutzend Putsch-Befürworter*innen in Ouagadougou aus. Nachdem im Internet zusätzlich Gerüchte über eine geplante Gegenoffensive Damibas und eine mögliche Kooperation zwischen Frankreich und Damiba verbreiteten, bewarfen einige von ihnen die französische Botschaft mit Steinen und steckten Barrieren in Brand. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengas und Militärpräsenz. Gleichzeitig versammelten sich Demonstrierende auf dem Flugzeuglandeplatz der ECOWAS-Gesandten. Ein großes Militäraufgebot hinderte die Demonstrierenden am Eindringen in den Haupteingang des Flughafens. Das französische Außenministerium verurteilte die Proteste nicht nur stark, sondern äußerte Vermutungen einer gezielten Desinformationskampagne.
Patricia Anin