Sudan: Tote und Verletzte bei Protesten gegen Präsident al-Baschir
In der Hauptstadt Khartum besetzten Demonstranten am Sonntag nach einem Protestmarsch das Hauptquartier der sudanesischen Armee. Sie fordern den sofortigen Rücktritt al-Baschirs sowie eine Stellungnahme des Militärs, ob es sich auf die Seite des Volkes oder der des Präsidenten schlagen wird.
Am vergangenen Wochenende sind bei Protesten im Sudan gegen den Langzeit-Präsidenten Omar al-Baschir sieben Menschen getötet worden. Zudem seien 15 Demonstranten und 42 Sicherheitskräfte verletzt worden, so die staatliche Nachrichtenagentur Suna. Rund 2500 Demonstranten wurden festgenommen.
Bei der größten Protestaktion seit Beginn der Massenproteste setzten die staatlichen Sicherheitskräfte Tränengas gegen die Demonstranten ein und versuchten, die Versammlung aufzulösen. Der deutsche Nachrichtensender n-tv berichtet von Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Sicherheitskräften. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) klagt zudem die sudanesischen Behörden an, gezielt soziale Medien zu blockieren, um regierungskritische Proteste zu unterbinden. Am Wochenende seien 28 Millionen Nutzer von Mobiltelefonen und 13 Millionen Internetnutzer von der Sperrung der wichtigsten Internet-Provider im Land betroffen gewesen. 45 Prozent aller Kommunikationseinrichtungen seien außerdem durch Stromsperrungen lahmgelegt worden.
Bereits seit Dezember 2018 zeigt sich der Unmut der Bevölkerung in anhaltenden Protesten, ursprünglich ausgelöst durch steigende Brotpreise. Zunehmend geriet im Zuge dessen der seit 1989 amtierende Präsident in die Kritik – nicht allein aufgrund seiner Wirtschaftspolitik. Im Februar rief der Staatschef schließlich einen befristeten Ausnahmezustand aus, löste die Regierung auf und ernannte im vergangenen Monat eine neue Führungsriege. Der 75-Jährige wird derzeit auch vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Darfur-Konflikt vorgeworfen.
Laura Ratert