Wie der Name über die berufliche Zukunft entscheidet

Wie der Name über die berufliche Zukunft entscheidet

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Der Berufsbildungsbericht 2015 der Bundesregierung zeigt mal wieder: Jugendliche mit Migrationsvordergrund werden häufig bei der Ausbildungssuche benachteiligt, Bewerber_innen mit „deutschen“ Namen bevorzugt.

Die Jahre vergehen, doch die Probleme bleiben gleich: Jugendliche mit Migrationsvordergrund haben Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu bekommen. Noch immer erfahren sie Ungerechtigkeiten bei der Suche nach betrieblicher Ausbildung. Dies geht aus dem Berufsbildungsbericht 2015 hervor, den die Bundesregierung in dieser Woche vorstellte.

Selbst wer in Deutschland aufgewachsen sei und die deutsche Staatsangehörigkeit besitze, der Migrationsvordergrund scheint für viele Arbeitgeber_innen eine bedeutende Rolle zu spielen: Welchen Familiennamen man trägt, kann die Karriere beeinflussen.

Doch woran liegt es, dass so viele Jugendliche mit Migrationsvordergrund solche Schwierigkeiten haben, einen Ausbildungsplatz zu bekommen? Spezialist_innen glauben, die Probleme beginnen bereits in der Schule: Integrationsprobleme, Sprachbarrieren und kulturelle Differenzen führen häufig zu schlechten Noten. Ein schlechtes Zeugnis mindert die Chancen.

Diese Vorurteile, aber auch ein ausländisch klingender Familienname zwingen viele Ausbildungsgeber zu Überlegungen, die viel zu oft in einer Ablehnung der Bewerbungsunterlagen münden. Besonders wenn die Namen auf ein Herkunftsland im Osten hindeuten, mindern sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Bessere Chancen bestünden für Bewerber_innen mit westlichen Namen. Viele Unternehmen fürchteten sprachliche Barrieren, kulturelle Unterschiede, die zu Spannungen innerhalb des Arbeitsumfelds führen könnten und andere Arbeitsweisen. Prozentual gingen die meisten Plätze an „offensichtlich Deutsche“. Bei ihnen rechnen Unternehmer_innen mit einem beidseitigen Vertrauen, vertrauten Arbeitsmethoden und einer schnellen Anpassung an das neue Umfeld.

Doch wie könnte man Ausbildungsquote von Jugendlichen mit Migrationsvordergrund erhöhen? Seit Jahren ergeben Studien zu diesem Thema ähnliche Ergebnisse. Aber wie wäre es mit einem neuen Schritt, einer Veränderung? Wieso setzt sich die Bundesregierung nicht für anonymisierte Bewerbungen ein? Ohne Namen, ohne Bewerbungsfoto, Geburtsdatum- und -ort sowie die Angabe des Geschlechts würden sich die Personalabteilungen dieses Landes objektiv darauf konzentrieren, worauf es bei der Arbeit ankommt: Schulische Ausbildung und berufliche Qualifikationen. Die anonymisierten Bewerbungen stellen Chancengleichheit her und sind in Ländern wie in den USA oder Frankreich bereits gängiger Standard. Wieso sollte das nicht auch in Deutschland möglich sein? Gegner anonymisierter Bewerbungen argumentierten, die Diskriminierung würde sich nur bis zum Bewerbungsgespräch verzögern.

Wie also vorgehen? Momentan sind im deutschen Personalmanagment keine Änderungen in Sicht. Bis zur nächsten Studie.

Lina Jankauskaite