70.218 betroffene Frauen und Mädchen: neue Dunkelzifferstatistik zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland

70.218 betroffene Frauen und Mädchen: neue Dunkelzifferstatistik zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland

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Anlässlich des Internationalen Mädchentages veröffentlicht TERRE DES FEMMES e.V. eine neue Dunkelzifferstatistik zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland.

Anlässlich der Halbzeit des EU-ko-finanzierten Projekts „Let’s CHANGE“ feierten die CHANGE Agents und Trainer*innen des Projekts in diesem Sommer ein Community-Fest in der „Radio – The Label Bar“ in Berlin Friedrichshain. © TERRE DES FEMMES

Der 10. Oktober ist ein von den Vereinten Nationen als „Internationaler Mädchentag“ initiierter Aktionstag, der auf die weltweit vorhandenen Benachteiligungen von Mädchen hinweisen soll. Der Verein Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frau e.V. hat diesen Tag zum Anlass genommen, ihre jährliche Dunkelzifferstatistik zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland zu veröffentlichen. Diese verzeichnet einen Anstieg der betroffenen Frauen und Mädchen von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 70.218 in Deutschland. Zudem seien mehr als 17.600 Mädchen gefährdet, beschnitten zu werden.

 „Jahr für Jahr steigt die Zahl der Mädchen und Frauen, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen oder bedroht sind“, sagt Terre des Femmes-Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle. „Der Handlungsbedarf ist enorm, um gefährdete Mädchen zu schützen.“ Die Statistik betrachtet vor allem Mädchen mit der Staatsbürgerschaft eines Landes als gefährdet, in denen die Praxis der FGM stark verbreitet ist. 27 der 35 dabei berücksichtigten Herkunftsländer liegen auf dem afrikanischen Kontinent. Während in den genannten Ländern die Genitalverstümmelung oft an ein Lebensereignis und Alter geknüpft ist und je nach Ethnie Säuglinge und Kleinkinder, Präpubertäre, Postpubertäre oder Bräute besonders stark gefährdet sind, geht Terre des Femmes davon aus, dass in der Diaspora die Gelegenheit den Zeitpunkt bestimmt. Die meisten Familien in der Diaspora identifizierten sich allerdings mit der Kultur und den Werten des Residenzlandes, weshalb in der Berechnung die Zahl der Gefährdeten und Betroffenen pro Generation halbiert wird.

Die Organisation sieht ihre Aufgabe in der Aufklärung und steht im Austausch mit Diaspora-Communitys und bildet Multiplikator*innen aus, die das Tabu in den betroffenen Communitys brechen und die Menschen dort für das Thema sensibilisieren. Auch die EU fördert die von Terre des Femmes und drei europäischen Partnerorganisationen koordinierten „CHANGE“-Projekte, bei denen nicht nur Multiplikator*innen, sondern auch Fachkräfte aus dem sozialen und medizinischen Bereich zu dem Thema geschult werden.

Terre des Femmes e.V. fordert in ihrer Veröffentlichung zum Anlass effektive Maßnahmen, um weibliche Genitalverstümmelung zu bekämpfen, und möchte, dass die Thematik Bestandteil bei Aus- und Weiterbildungen zu medizinischen, pädagogischen, sozialen und juristischen Berufen wird. Nur so könne rechtzeitig eine Gefährdung erkannt und kompetent reagiert werden.

 

 

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