Afrika wird größte Freihandelszone der Welt
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von einer Billion Euro und einem 1,2 Milliarden Menschen starken Absatzmarkt unterzeichnen afrikanische Staaten die weltweit größte Freihandelszone.
Es bewegt sich etwas in Sachen Afrikaweite Freihandelszone. Im März traten die afrikanischen Staats- und Regierungschefs in Kigali, Ruanda, zusammen um das Abkommen zur sogenannten Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (Continental Free Trade Area, CTFA) zu unterzeichnen. Moussa Faki, Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union (AU), betrachtet die Vereinbarung, die seit zwei Jahren verhandelt wurde, als große Chance für die Jugend des Kontinents. „Afrikas Völker, die Gewerbetreibenden und die Jungen sollen nicht länger warten müssen, bis die Schranken hochgehen, die unseren Kontinent teilen“, äußerte er begeistert im Rahmen des Gipfeltreffens.
Die CTFA ist eines der ambitioniertesten Projekte der AU. Sie soll vor allem dazu dienen den interafrikanischen Handel zu fördern und den Kontinent im Welthandel stärker zu positionieren. Das Potential afrikanischer Länder begrenzt sich gegenwärtig eher als Lieferanten von Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten. Der Großteil der Ausfuhren verlassen den Kontinent nach Europa oder in die USA. Der Binnenhandel macht aktuell nur 16 Prozent aus. Dies soll sich durch das Abkommen ändern. Wenn Zölle abgeschafft werden, können afrikanische Hersteller ihre Produkte künftig auf einem viel größeren Markt anbieten und vertreiben – die größte Freihandelszone der Welt entsteht.
44 von 55 Mitglieder der AU haben das Abkommen bereits unterzeichnet. Die größten Volkswirtschaften Nigeria und Südafrika zögern noch. Präsident Muhammadu Buhari (Nigeria) verkündete sich vor der Unterzeichnung noch einmal mit lokalen Wirtschaftsvertreter_innen auseinandersetzen zu wollen. Präsident Cyril Ramaphosa (Südafrika) setzte seine Unterschrift nur unter die Absichtserklärung, nicht aber unter das Abkommen. Man wolle sicherstellen, dass etablierte, lokale Hersteller nicht von Fertigprodukten aus anderen Ländern überschwemmt würden, erklärte Buhari. Andere wirtschaftlich starke Staaten wie Ägypten, Marokko, Kenia und Algerien haben dagegen schon jetzt unterschrieben. Sie müssen das Abkommen anschließend auf nationaler Ebene ratifizieren.
90 Prozent aller Waren könnten theoretisch vom Zoll befreit werden. Es ist aber zu erwarten, dass es noch zu zähen Detailverhandlungen kommen wird. Vor allem Nachbarländer, die wirtschaftlich auf ähnlichen Füßen stehen, werden Ausnahmen fordern. Eine andere Voraussetzung für einen effizienten Binnenhandel ist eine belastbare Infrastruktur. Gerade zwischen den Staaten weisen Straßen- und Bahnverkehr noch erhebliche Mängel auf. Faki zeigte sich bezüglich der fehlenden Unterschriften optimistisch. Bis Ende des Jahres würden alle Staaten das Abkommen unterzeichnet haben, versicherte er.
Ein Beitrag aus der LoNam-Ausgabe 02/2018 mit dem Schwerpunkt „Kulturelle Entwicklungshilfe für Europa“
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