Algerische Schriftstellerin Assia Djerba verstorben

Algerische Schriftstellerin Assia Djerba verstorben

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Am Freitag ist die algerische Schriftstellerin Assia Djebar im Alter von 78 Jahren in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Im Laufe der Woche soll die Autorin in ihrer Heimatstadt Cherchell, westlich von Algier, beerdigt werden.

Foto: Maverich003/ Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Unter dem Namen Fatima Imalayène wurde Assia Djebar 1936 in Cherchell (Algerien) geboren und wurde im Alter von 18 als erste Algerierin an einer französischen Eliteuniversität, der École Normale Supérieure de Sèvres aufgenommen. Bekanntheit erlangte sie mit ihrem ersten Roman „Durst“ („La Soif“) ein Jahr später folgte „Die Ungeduldigen“ („Les Impatients“).

In Ihren Arbeiten setzte sich Djerbar vielfach für die Rechte von Frauen ein und strebte nach einer demokratischen Erneuerung Algeriens. So schrieb sie in der Frankfurter Rede: „Mein Ziel war die bleierne Stummheit der algerischen Frauen spürbar zu machen, die Unsichtbarkeit ihrer Körper.“ Im literarischen Schreiben fand Djerbar ihre Freiheit, für die sie kämpfte, auf die sie bestand, die sie auch für alle Frauen ihrer Heimat forderte.

„Nie aufs Schreiben verzichten, wenn man eine Frau ist und aus dem Süden. Die Kontinente hören das unendliche Schweigen seit Generationen, die allzulange ohne ein schriftliches Zeugnis blieben. Aber die mündliche Überlieferung ist unerschöpflich, mächtig und magisch wie ein Ozean und dunkel wie das Vergessen! So wird für uns das Schreiben eines Romans zu einem Neubeginn […]“, soll Assia Djerba einmal gesagt haben.

Djerbas Romandebüt löste in ihrer Heimat einen Skandal aus. Die Geschichte einer jungen Frau auf Identitätssuche, die gegen die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen rebelliert. Ihre Darstellung körperlicher Sexualität sorgten für einen Eklat in der algerischen Literaturszene und vor allem in der muslimischen Gesellschaft, die sie umgab. Entsetzt soll sich ihrerzeit auch ihre Mutter gezeigt haben. Aus Rücksicht auf ihre Familie gab sich die Autorin daher das Pseudonym Assia Djerba. Die Autorin selbst betrachtete ihr Erstwerk als Stilübung die Welt der Gefühle zu erforschen und sich mit sexuellen Problemen auseinanderzusetzen.
Durch ihren Mut und ihr Engagement für die Rechte von Frauen stieg Djerba zu einer der renommiertesten und einflussreichsten Autorinnen aus dem Maghreb auf und wurde im Laufe der vergangenen Jahren mehrmals für den Literaturnobelpreis nominiert. Im Jahr 2000 erhielt sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für ihren Beitrag zur Stärkung des Selbstbewusstseins algerischer Frauen und für die Verständigung zwischen den Kulturen. Im Laufe ihrer Karriere verfasste sie mehr als fünfzehn Romane, dazu Kurzgeschichten und Gedichte. Aufmerksamkeit erregte sie bald nicht ausschließlich durch Bücher, sondern gewann sich auch als Regisseurin Anerkennung.

Für ihren ersten Film „La Nouba des Femmes du Mont Chenoua“ („Die Nouba der Frauen vom Berg Chenoua“) erhielt sie 1979 den Kritikerpreis bei den Filmfestspielen in Venedig. Diese Auszeichnung war für die internationale Rezeption ihrer Romane und Essays von wegweisender Bedeutung. Inzwischen sind Djerbas Werke in rund zwanzig Sprachen übersetzt worden.

Assia Djebar war eine erfolgreiche und überzeugende Schriftstellerin, Feministin sowie Regisseurin. Am 6. Februar 2015 verstarb sie im Alter von 78 Jahren in einem Pariser Krankenhaus. Diese Woche soll Djerba in ihrer Heimatstadt Cherchell westlich von Algier beigesetzt werden.

Hao Nguyen

Foto: Maverich003/ Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0