Vom Zerbrechen und wieder Zusammensetzen: Schwarze Kulturgeschichte in Objekten erzählt.

Vom Zerbrechen und wieder Zusammensetzen: Schwarze Kulturgeschichte in Objekten erzählt.

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Der Multimediakünstler Satch Hoyt zeigt in Berlin seine erste Einzelausstellung. Wir waren vor Ort und haben uns einen ersten Eindruck verschafft.

Der Künstler Satch Hoyt vor seiner Installation „Sonic Snare-Wave“, die aus verbrannten Drum Sticks besteht. Foto: Afrika Medien Zentrum

Die Galerie Wedding versteht sich als „Raum für zeitgenössische Kunst“. Dementsprechend betreten wir einen klassischen „White Cube“ – weiß gestrichene, weitläufige Räumlichkeiten, die den Kunstwerken viel Platz zum Atmen lassen.

Der Künstler Satch Hoyt zeigt hier neue und ältere Werke, die sich thematisch und formell in sein künstlerisches Gesamtwerk einbetten lassen.
Am ehesten erinnert der Künstler vielleicht an einen Wissenschaftler, wenn er von seiner Arbeit als „Untersuchung des ‚Afro Sonic Signifier’“, der afroakustischen Referenz spricht. Seine Überlegungen zu Schwarzer Kultur klingen, als wäre diese von Grund auf zerstückelt. In seiner künstlerischen Arbeit setzt er diese Fragmente zusammen, sodass ein Dialog zwischen ihnen entsteht. Damit erzeugt er Narrative, die sich jenseits des allgemeinen Kanons über Afrika und seiner Rolle in der Weltgeschichte befinden. Als Kitt dienen ihm Sounds und Objekte, die mit moderner afrikanischer Kultur assoziiert sind. Seine bevorzugten Materialien sind sogenannte Ready-Mades, vorgefundene Objekte, vornehmlich zu den Themen Sport und Musik. Begleitet werden sie von seinen afrosonic soundbites, atmosphärischen Klangkompositionen, die aus populären Jazz oder Hip Hop Samples sowie aufgenommenen Alltagsgeräuschen bestehen können.

Dabei verfolgt er kontinuierlich seinen roten Faden, der lange vor dem Kolonialismus in Afrika entspringt. Er führt über die blutige Geschichte der Kolonisierten und Sklaven direkt zu den afrikanischen Diasporaerfahrungen der heutigen Zeit. Viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat sein fünf Meter langes Kanu Celestial Vessel aus roten Vinylplatten, das er 2009 im Nasher Museum of Art in den Vereinigten Staaten ausstellen konnte. Es spielt auf die Sklavenschiffe und den mit ihnen einhergehenden Kulturtransfer nach Amerika, insbesondere von Musik, an. Seine Kunst verzichtet auf eine einseitige oder schulmeisterliche Perspektive. Er selbst bezeichnet sie in einem Interview als „one big hybrid statement“.

Seit Mittwoch kann man die multisensorischen Installationen des gebürtigen Londoners in Berlin sehen und hören. Die Galerie Wedding, in deren Nähe Hoyt seit einigen Jahren auch sein Atelier bezogen hat, richtet die erste Einzelausstellung des Künstlers aus. Im Mittelpunkt der acht gezeigten Objekte steht der Afrokamm, die Geräusche, die er provoziert und die Aura der Black Power Bewegung, die ihm anhaftet.

Die Ausstellung ist kuratiert von Bonaventure Soh Bejeng Ndikung (Leiter des SAVVY Artspace) und Solvej Helweg Ovesen. Sie findet im Rahmen des Projekts „Verwobene Klänge – Riding Celestial Chariots“ statt.

Geöffnet ist die Galerie Dienstags bis Samstags von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Zugang ist barrierefrei.

11.02. – 04.04.2015
Galerie Wedding – Raum für zeitgenössische Kunst
Müllerstraße 146-147 13353 Berlin

Sandra Lippert