BLACK LIVES MATTER – was wir nicht vergessen sollten…
Noch vor wenigen Wochen war "Black Lives Matter" in aller Munde. Die gelebte Solidarität, die erst durch die brutale Realität, festgehalten auf einem Video, zum Leben erweckte, darf nicht so schnell wieder vergessen werden.
„Das Einzige, was nach Farben getrennt werden sollte, ist Wäsche!“ hieß es auf einem Schild auf der BLM-Demo Ende Juli in Dresden. Viele Hundert Menschen hatten sich am Dresdner Neumarkt getroffen, um Teil einer der zahlreichen Demonstrationen der Menschenrechtsbewegung Black Lives Matter zu sein.
Viel Gesang und Musik vom „Lauti“ begleiteten den Demonstrationszug bis in den Alaunpark in der Dresdner Neustadt. An den Zwischenstopps an der Schießgasse und auf dem Jorge-Gomondai-Platz berichteten People of Colour unter anderem von ihren persönlichen Erfahrungen mit Rassismus in Dresden. Außerdem riefen Sprechende in motivierenden und/oder persönlichen Redebeiträgen die deutsche Mehrheitsgesellschaft und die Dresdner Polizei zu respektvollem Umgang miteinander auf und machten die privilegierte Stellung der weißen Bevölkerung deutlich. Ganz konkret: Ich als Weiße Person kann es mir aussuchen, ob ich mich mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen möchte oder nicht, People of Colour haben diese Wahl nicht; sie werden oft schon früh damit konfrontiert, dass sie offenbar „anders“ seien als fast alle Menschen um sie herum.
Hier in Dresden wird die Problematik des Rechtsrucks, ohne dem Bild als schöne grüne Studentenstadt schaden zu wollen, besonders gut deutlich. Ein Vorfall am Neumarkt zu Beginn der Demonstration veranschaulicht die Polarisierung unserer Gemeinschaft recht gut. Ein kritisch schauender Mann, der augenscheinlich nicht zu den Demonstrant*innen gehört, antwortet auf die „Black lives matter!“- Rufe mit „All lives matter“ – auf den ersten Blick ja ein guter Gedanke. Schaut man aber genauer hin, wird deutlich, dass manche der Menschen, die am Sonntag „All lives matter“ rufen, am nächsten Tag am gleichen Ort den Personen, die nicht in das Bild der Weißen Mehrheitsgesellschaft passen, genau diesen Wert als Mensch verweigern.
Vergangene Woche mussten auch die Mitarbeiter*innen des Afrika Medien Zentrum e.V. in Berlin feststellen: Rassismus begegnet uns überall. Ein Anrufer mit unterdrückter Nummer schockierte uns mit seinen rassistischen Äußerungen. Jede PoC, jede*r Afrodeutsche kann über Erfahrungen wie diese berichten. Wie kann also jedes Leben zählen, wenn einer Gruppe Menschen das Grundrecht auf Gleichwertigkeit immer wieder abgesprochen wird?
Dass wir in irgendeiner Weise alle rassistisch sozialisiert sind, ob durch Kinderbücher oder Werbung etc., lässt sich nicht leugnen. Auch wenn dies unangenehm ist, ob man will oder nicht, gilt es, diesen Fakt zu akzeptieren. Denn nur so kann man auf einer Ebene in einen Dialog treten, in dem alle Positionen ihre Wahrnehmung offenlegen können. Und nur so können wir gemeinsam einen Weg finden, wie in Zukunft eine Hautfarbe oder mutmaßliche Herkunft keinen Einfluss mehr auf die Rechte eines Menschen haben muss. Damit diese Zukunft so schnell es geht zur Gegenwart werden kann, braucht es allerdings viele Begegnungen, viel Kraft und die Unterstützung aller. Und wir dürfen das Thema nicht so schnell wieder fallenlassen, wie es uns durch das Video von George Floyds Ermordung alle ergriffen hat.
Danke also an Alle, die schon mit dabei sind, und Danke an Alle, die dabei sein werden!
Wer mehr Perspektiven zu Rassismus in Alltag, Polizei, Geflüchtetenlagern etc. lesen mag, schlage die neue LoNam auf. Wir haben verschiedene Menschen zu Wort kommen lassen, was ihre Erfahrungen sind, aber auch, was sie sich wünschen, damit sich alle so fühlen können, dass ihr Leben zählt und wertvoll ist.
Anna Swaboda (power4africa e.V.) & J.B.(AMZ e.V.)