Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta zum Rücktritt gezwungen

Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta zum Rücktritt gezwungen

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Die anhaltenden Proteste gegen Malis Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta, über die wir in der August-Ausgabe der LoNam ausführlich berichteten, resultierten nun in einem militärischen Aufruhr, der Festnahme Keïtas und seines Premierministers Boubou Cissé und zuletzt in Keïtas Rücktritt vergangene Nacht.

Foto: © Claude Truong-Ngoc / Wikimedia Commons - cc-by-sa-3.0

Gegen Mitternacht verkündete Präsident Keïta in einer kurzen Fernsehansprache, er habe entschieden, sein Amt aufzugeben: „Gewisse Teile des Militärs haben heute entschieden, dass eine Intervention nötig sei. Habe ich denn eine Wahl? Denn ich möchte kein Blutvergießen.“

Die Ereignisse hatten sich bis zu diesem Punkt innerhalb weniger Stunden zugespitzt, nachdem Soldaten am Stützpunkt Kati nahe der Hauptstadt Bamako zu den Waffen gegriffen hatten. Zuvor hatten über mehrere Monate bereits Teile der Zivilbevölkerung und der politischen Opposition in einer Protestbewegung namens „M5“ gegen den Präsidenten demonstriert. Unter anderem wurden ihm und seiner Partei Korruption und Manipulation der Parlamentswahlen vom 29. März vorgeworfen. Kurz vor besagter Wahl war zudem der Oppositionsführer Soumaïla Cissé entführt worden. (Lesen Sie über die Wahl und die Entführung in der Juni/Juli-Ausgabe der LoNam!)

Obwohl Keïta infolge der Proteste einige Zugeständnisse versprach, darunter die Ernennung neuer Richter*innen und eine gemeinsam mit der Opposition gebildete Regierung, konnte er die Forderungen nach seinem Rücktritt nicht beschwichtigen.

Ob nach Keïtas Rücktritt nun vorerst das Militär die Führung übernommen hat, ist nicht bekannt. Laut einem staatlichen Fernsehsender sei ein Übergangskomitee angekündigt worden; danach soll ein ziviler Machtwechsel stattfinden.

Wie es in Mali tatsächlich weitergeht, erfahrt Ihr in der kommenden LoNam.

Julia Bittermann