Rückkehr zu einer nachhaltigen Baumwollproduktion könnte Signalwirkung haben
Seit inzwischen zehn Jahren verwenden Baumwollproduzenten in Burkina Faso vermehrt genetisch verändertes Saatgut. Die Regierung hat mit dem Austieg aus dem Anbau dieser Baumwolle begonnen. Eine Maßnahme, die sich auf die Agrarpolitik anderer Länder des afrikanischen Kontinents auswirken könnte.
Burkina Faso, ein Land mit einer Fläche von 274.200 Quadratkilometern, etwa 38.400 Fussballfeldern, gehört zu den fünf großen Baumwollproduzenten Afrikas. 70 Prozent des Staatshaushaltes werden allein durch den Export der Kulturpflanze erwirtschaftet. Das macht die Produktion zum wichtigsten Wirtschaftssektor des Landes.
Im Jahr 2008 erlaubte die Regierung erstmals den flächendeckenden Einsatz von genetisch verändertem Saatgut. Schwer verlockend wirkte die prognostizierte Produktivitätssteigerung auf Regierung und lokale Wirtschaftsvertreter_innen. Weniger Schädlingsbefall, weniger Ernteverlust, so die Versprechen. Dass damit auch ein deutlicher Qualitätsverlust der Ware einhergeht, machte sich erst in den folgenden Jahren bemerkbar. Der Wert und damit auch der Verkaufspreis burkinischer Baumwolle sank rapide. Seit einiger Zeit rudert Burkina Faso daher zurück und die Landwirtschaft beendet den Anbau von Gen-Baumwolle. Man wolle wieder natürlicher produzieren, mehr Wert auf einen nachhaltigen Bio-Anbau legen und neue Alternativen zum Gen-Saatgut verwenden. Schlussendlich profitieren davon nicht nur die Verbraucher_innen, sondern auch die Kleinbauern in Burkina Faso.
Baumwolle gehört zu den fünf weltweit meistgehandelten Waren. Burkina Faso konkurriert am Weltmarkt mit den USA, China, Indien und Pakistan. Mit nur fünf Prozent Anteil, die die 28 afrikanischen Ländern, die die Kulturpflanze anbauen, an der weltweiten Produktionsmenge haben, spielt Afrika am Weltmarkt nur eine marginale Rolle. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Gentechnik im kommerziellen Baumwollanbau erfolgreich, wird von China, Indien und den USA verwendet. In Afrika hingegen erlauben bisher nur Sudan, Südafrika und Burkina Faso die Verwendung genveränderten Saatguts in der Baumwollproduktion. Die überwiegend skeptische Haltung der anderen afrikanischen Regierungen erhält starken Rückhalt auch von Seiten der Kleinbauern und Großproduzenten. Trotz der ablehnenden Haltung denken unter anderem Kenia, Ghana und eSwatini (ehemals Swaziland) über die Zulassung genetisch modifiziertem Saatguts nach. Die Abkehr von Burkina Fasos von dieser Technologie und die Rückkehr zu einer natürlichen und nachhaltigen Baumwollproduktion könnte Signalwirkung dagegen haben, prognostizieren Sozialforscher_innen.
Auswirkungen von Gentechnologien werden öffentlich zunehmend aus verschiedenen Richtungen kritisiert. Nicht nur die unzureichende Qualität, auch die Abhängigkeit vom US-amerikanischen Saatgutproduzenten Monsanto trieb in der Vergangenheit bereits einige Baumwollproduktionsbetriebe in die Insolvenz. Die genetisch veränderten Pflanzen benötigen zusätzliches Pflanzenschutzmittel, deren Verwendung zu gesundheitlichen Schäden führen kann und natürlich erhebliche Kosten verursacht. Die Initiative Kenya Biodiversity Coalition (KbioC) wies in der Vergangenheit auf die ungeklärten Risiken der Gentechnologie hin.
Die Erfahrung Burkina Fasos hat weitere negative Folgen gen-manipuliertem Saatguts aufgezeigt. Die Abhängigkeit von Saatgutproduzenten und Pflanzenschutzmitteln ließ den Profit der Kleinbauern stetig sinken. Möglicherweise haben diese Erfahrungen auch Auswirkungen auf andere afrikanischen Länder und ihre Haltung zur Gentechnik.