Darfur: Blauhelm-Soldaten angeblich freigelassen
„Wir halten die Unamid-Soldaten fest, weil sie ohne Erlaubnis in unser Territorium eingedrungen sind“, zitierte Welt Online einen Sprecher der „Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit“ (JEM), der größten bewaffneten Oppositionsgruppe im Sudan. Zu der insgesamt 53 Mann starken Truppe sollen neben den größtenteils aus dem Senegal stammenden Soldaten auch drei sudanesische Zivilisten gehören, die nach Ansicht der Rebellen mutmaßlich im Auftrag des Geheimdienstes unterwegs seien, um sie auszuspähen. UNAMID, eine gemeinsame Friedensmission der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union, sagte laut BBC, die 49 fortgelassenen Soldaten würden das Gebiet im Nordwesten Darfurs nicht ohne ihre drei Kameraden verlassen. Es handele sich um einen jemenitischen Polizisten und zwei sudanesische Übersetzer. Man verhandele mit den Rebellen weiterhin um ihre Freilassung.
Seit 2003 kämpfen die zum größten Teil nicht-arabischen Rebellen gegen die sudanesische Zentralregierung und deren arabische Milizen. Sie werfen der Regierung vor, die Darfur-Provinz politisch und wirtschaftlich zu unterdrücken. Zwar entspannte sich die Lage 2006 leicht; allerdings soll es drei Gruppierungen geben, die nach wie vor blutige Auseinandersetzungen mit Regierungstruppen austragen. Schätzungen zufolge wurden seit Beginn des Konflikts etwa zwei Millionen Menschen vertrieben, mehr als 300 000 sollen gestorben sein. Die Regierung in Khartoum spricht derweil von 10 000 Toten. Gegen Präsident Umar al-Baschir ermittelt der Internationale Strafgerichtshof wegen des Verdachts auf Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Gerüchten über eine Spaltung der JEM-Rebellen widersprach der neue Kopf der Bewegung, ein ehemaliger Universitätsprofessor, wie Al Jazeera angibt. Auch strebe man weiterhin einen „demokratischen“ Wandel an. Im vergangenen Jahr habe die sudanesische Regierung in Doha, Katar, ein Friedensabkommen mit einer Allianz mehrerer Rebellengruppen unterzeichnet. Jedoch hätten die JEM sowie andere wichtige Parteien dieses abgelehnt, weil es die Probleme ihrer Meinung nach nicht gelöst hätte. So gingen laut Reuters auch in letzter Zeit die Attacken durch Kriminelle, Milizen, Soldaten und Stammesgruppen weiter. Der jüngste Vorfall werde als erheblicher Rückschlag einer ohnehin strapazierten Mission betrachtet.
N. W., 21.02.2012