Das größte Abschiebungsprogramm der US-Geschichte – Auswirkungen auf Millionen von Eingewanderten
Viele der Einwohner*innen Amerikas ohne Papiere befinden sich derzeit in einer der größten Krisen ihrer Geschichte.
Laut Schätzungen leben rund 11 Millionen Menschen ohne gültige Papiere in den USA (Pew Research Center, Stand 2019). Von den etwa 2 Millionen Immigrant*innen aus afrikanischen Ländern sind schätzungsweise 500.000 bis 700.000 „irregulär“. Obwohl der Anteil afrikanischer Migrant*innen unter den „irregulär“ Migrierten in den USA derzeit noch relativ klein ist, zeigt sich ein wachsender Trend.
In der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump, die bereits von diversen kontroversen Entscheidungen geprägt ist, wird das Thema Einwanderung erneut zum zentralen Punkt der politischen Agenda. Trump kündigte an, dass das „goldene Zeitalter Amerikas“ nun beginnen werde – allerdings nicht für die Millionen von Menschen, die ohne die notwendigen Papiere im Land leben. Das bedeutet, dass aus seiner Sicht alle „illegal“ Eingewanderten das Land verlassen müssen. Massenabschiebungen und Masseninhaftierungen könnten Millionen von Menschen betreffen, unabhängig davon, ob sie erst kürzlich eingewandert sind oder bereits seit Jahren in den USA leben. Unter Trump sind etwa 200.000 bis 300.000 Migrant*innen aus Afrika ohne Papiere potenziell von Abschiebung bedroht, je nach Quelle. Der neue Präsident hat bereits im Wahlkampf angekündigt, das „größte Abschiebungsprogramm in der US-Geschichte“ ins Leben zu rufen. Doch dieser Plan ist nicht nur eine politische Maßnahme, sondern hat auch dramatische soziale Konsequenzen.
Für viele Menschen, die in die Vereinigten Staaten gekommen sind, geht es nicht nur um den Wunsch nach einem besseren Leben, sondern auch um die Möglichkeit, ihre Familien zu unterstützen. Viele Migrant*innen, vor allem junge Menschen, sind in die USA ausgewandert, um ihren Angehörigen im Heimatland finanziell zu helfen und ihre eigenen Lebensbedingungen zu verbessern. Doch diese Menschen sehen sich nun mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Besonders dramatisch ist die Aussicht, dass durch die angestrebte Massenabschiebung zahlreiche Familien voneinander getrennt werden könnten. Dies ist bereits das letzte Mal unter der Trump-Regierung passiert.
In seiner erst kurzen zweiten Amtszeit hat Trump bereits zahlreiche exekutive Anordnungen seines Vorgängers Joe Biden außer Kraft gesetzt. Insbesondere die Einschränkung von Abschiebungen auf Personen, die schwere Verbrechen begangen haben oder eine direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen, wurde aufgehoben. Dies bedeutet, dass die Zahl der potenziell Abschiebungsbedrohten rapide steigen könnte. Zudem wurde unter Trumps Führung die Aufnahme von Geflüchteten vorübergehend gestoppt, was die ohnehin schon schwierige Lage für viele noch verschärft. Der politische Fokus liegt stärker auf der Bekämpfung „illegaler“ Einwanderung als auf humanitärer Hilfe für Geflüchtete.
Für viele Familien, die in die USA gekommen sind, um ein besseres Leben zu führen, und die oft enorme Summen investiert haben, bedeutet diese Politik große Verunsicherung. So berichtet Thierno Souleymane aus Senegal: „Meine Familie und ich haben viel Geld investiert, damit unser Neffe in die Vereinigten Staaten kommen kann. Er arbeitet und unterstützt uns finanziell, auch wenn wir den Return on Investment (Kennzahl zwischen Gewinn und dem investierten Kapital) noch nicht erhalten haben.“ Doch sein Neffe, der Ende 2022 in die USA einreiste, hat noch immer nicht die notwendigen Papiere erhalten, um „legal“ im Land leben zu können. Diese Situation bringt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch emotionale Belastungen mit sich, da die Zukunft vieler Familienangehöriger im Ungewissen bleibt.
Die anstehenden Maßnahmen könnten also nicht nur die Lebensqualität vieler Eingewanderter drastisch beeinträchtigen, sondern auch ihre Hoffnungen auf eine stabile Zukunft in den USA zunichte machen. Der Wegfall von Aufenthaltsgenehmigungen, die kürzlich eingeführte Verschärfung der Einwanderungsgesetze und die Aussicht auf massive Abschiebungsaktionen stellen nicht nur eine politische Herausforderung dar, sondern haben vor allem tiefgreifende menschliche und gesellschaftliche Auswirkungen.
Saida Sinka und Maria Rohmann