Demokratie ist Entwicklung

Demokratie ist Entwicklung

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Wie ist die Beziehung zwischen Deutschland und Ihrem Land?

Es gibt immer noch starke diplomatische Verbindungen zu Deutschland. Die Deutschen haben uns vor, aber auch nach dem Krieg finanziell stark unterstützt. In der Landwirtschaft, aber auch beim Ausbau der Polizeieinheiten. Direkt nach dem Krieg kam entscheidende Hilfe, die Regierungsformen wieder zu rekonstruieren. Es ist gut für uns, die diplomatischen Freundschaften zu Deutschland und der EU weiter auszubauen und zu pflegen.

 

Kann man sagen, dass Deutschland Sie jetzt besser unterstützt als vorher? 

Die Gespräche, die ich mit dem Präsidenten, der Kanzlerin, dem Außenminister, Vertretern der Wirtschaft oder Parlamentsabgeordneten geführt habe, waren sehr aufschlussreich. Unser Land hat jetzt viele Möglichkeiten, es ist jetzt sehr friedlich und sicher. Wir haben nun Strukturen, so dass viele deutsche Investoren Interesse gezeigt haben. Wir hatten Gespräche mit 40 Unternehmen, die Interesse signalisiert haben, nach Sierra Leone  zu kommen. Es gibt außerdem viele eigene Entwicklungsprojekte, die fortgeführt werden. Deutsche Entwicklungshelfer unterstützen uns darin, diese Projekte fortzuführen. 

 

 

2007  haben Sie mit der „Agenda des Wandels“ begonnen. Was sind die Hauptbestandteile dieses Programms und was muss noch getan werden? 

Ziel ist es, das Leben der Menschen besser zu machen. Grundbestandteile dafür sind: Landwirtschaft, Energie, Bildung, Infrastruktur und ein gutes Gesundheitssystem. Derzeit haben wir verschiedene Projekte in der Landwirtschaft am Laufen, 60 % unserer Bürger sind hiervon abhängig, die meisten von ihnen von der Subsistenzwirtschaft. Wir wollen die Landwirtschaft kommerzialisieren, um diese Menschen mit auf den Markt zu holen. Außerdem bauen wir Strukturen, um die Märkte miteinander zu vernetzen, das bringt zusätzlich neue Arbeitsmöglichkeiten für die Jugend. Wir haben das Land und auch die nötige Unterstützung, um unser Volk zu ernähren und gleichzeitig Angebote auf den internationalen Markt zu bringen. Wir machen gute Fortschritte, haben aber finanziell noch einige Lücken zu stopfen. Derzeit versuchen wir, 30 Millionen Dollar für das Kommerzialisierungsprojekt  aufzutreiben, und haben gleichzeitig ein Defizit von 180 Millionen Dollar. Wir hoffen, dass die internationale Gemeinschaft und auch Deutschland Möglichkeiten, finden uns hierbei zu unterstützen. 

In Energiefragen haben wir in Freetown, der Hauptstadt, den Anschluss an die Elektrizität ermöglicht. Unser Ziel ist es, alle Städte mit Strom zu versorgen, denn wir glauben, dass es keine effektive Entwicklung ohne guten Zugang zu Strom geben kann. Wir haben starke Wasserkraftwerke, die noch effektiver genutzt werden können, und hoffen auf bilaterale Hilfe. 

Das Infrastrukturprogramm geht gut voran: Wir verbinden alle Distrikte und sind auch mit am „Trans Westafrican Highway“ beteiligt, um eine Verbindung zu Sierra Leone zu schaffen. Mit all unseren Projekten kommen wir gut voran, brauchen aber auch weiterhin eine große Unterstützung, um mit den Problemen fertig zu werden.

Wir lassen den sozialen Bereich aber nicht außer Acht: Besonders das Gesundheitssystem schafft uns noch viele Probleme. Es gibt noch zu viele Menschen ohne medizinische Versorgung, besonders die Mutter- und Kindersterblichkeit sind zu hoch. Die Regierung hat also die Verantwortung übernommen, Kindern unter fünf und schwangeren Frauen die Behandlung umsonst anzubieten. Wir müssen die Ausstattung von Krankenhäusern verbessern und auch die Organisation modernisieren. Es gibt schon große Fortschritte, weiterhin ist aber auch ausländische Hilfe von Nöten.

Die „Agenda for Change“ kann bisher gute Erfolge vorweisen, besonders durch die Hilfe von Frankreich, aber auch durch multilaterale Organisationen; sie wird bis 2012 fortgeführt. 

 

 

Der Bürgerkrieg liegt jetzt neun Jahre zurück. Im Nachbarland Liberia haben weiterhin Warlords und Korruption die Überhand über Entwicklung. Was macht In Sierra Leone den Unterschied? 

Unser Fokus liegt in der Friedensbildung. Das ist nicht einfach ein Ereignis, sondern ein langer Prozess. Wir sind weiterhin stark damit beschäftigt, alle Menschen in die Gesellschaft zu integrieren, und so das neue System zu stützen. Wir haben ein extra Gericht eingerichtet, um die Menschen zu belangen, die eine große Verantwortung für den Krieg tragen. 

In Afrika sind wir in der Anti-Korruption Vorreiter und senden wichtige Signale ins Ausland. Wir haben den öffentlichen Sektor neu geformt. Dafür ist die Kommunikation mit dem und zu dem  Volk von großer Wichtigkeit. Also haben wir Radiostationen eingerichtet, die auch in entlegene Regionen senden. Wir versuchen ein Gefühl der Meinungsfreiheit zu vermitteln. Unsere Sicherheitsorgane, also Polizei und Militär, sind professionalisiert und sind auch von der UN als Friedenstruppen anerkannt.

All diese Schritte werden von uns als Maßnahmen gesehen, den Frieden im Land zu halten und zu festigen. 

 

Es gibt große Diskussionen über den internationalen Gerichtshof in Sierra Leone.  Sind Sie mit dem Gerichtshof zufrieden und binden ihn in das nationale Geschehen mit ein? 

Es ist wichtig, dass das Gericht Signale in die Welt sendet. Es kann nicht sein, dass sich jemand mit Gewalt Macht verschafft und dann damit davon kommt. Die Zeichen, die wir jetzt setzen, lässt mögliche Menschen zwei Mal überlegen, ob sie den Weg zur Macht wirklich durch eine Hintertür angehen möchten. 

 

Es gibt in Afrika politische Führer, die meinen, Politik sei auch ohne Bürgerrechte möglich. Sie geben ein anderes Bild. Aber ist es möglich, langfristige Entwicklung ohne Demokratie und essenzielle Rechte zu bauen? 

Ich glaube, Demokratie ist Entwicklung. Die Menschen aus Sierra Leone haben schwere Zeiten erlebt. Selbst als der Krieg noch nicht vorbei war (1996) gingen die Menschen auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Die Demokratie gibt die Möglichkeit seinen Führer zu wählen. Und ich habe jetzt 2007 bei meiner Wahl die Verantwortung bekommen, diese Demokratie weiterzuführen. Meine Aufgabe wird es sein, Entwicklung zurückzugeben. Demokratie ist der beste Weg, Freiheit und Entwicklung für ein Land zu bringen – und das ist auch unser Fokus, das ist, an was wir glauben. 

 

Sie haben Ihre hier lebenden Landsleute getroffen. Was war Ihre Botschaft? 

Meine Botschaft ist eigentlich sehr einfach: Es geht in erster Linie um die Entwicklung unseres Landes. Es geht nicht nur darum, Spenden entgegen zu nehmen, sondern auch sie sinnvoll zu verwenden. Meine Nachricht an die Diaspora ist eindeutig: Kommt nach Sierra Leone und partizipiert mit euren Fähigkeiten an der nationalen Entwicklung. 

 

Was sind die Konsequenzen von Globalisierung für Afrika und Sierra Leone? 

Es kommt auf die Art der Anteilnahme an: Was kann man ins globale Dorf einbringen? Wir haben weite Möglichkeiten und natürliche Ressourcen. Wir können unsere landwirtschaftlichen Stärken durch Wasser und ausreichend Arbeitskräfte ausbauen, und so zur Welternährung beitragen. 

 

Wie sind die Verbindungen zwischen Sierra Leone und dem Rest von Afrika? 

Wir sind Mitglied in verschiedenen regionalen Organisationen. Da gibt es zum Beispiel die ECOWAS, die in unserer Region nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen Austauch von Erfahrungen ermöglicht. Unsere Hauptplattform ist jedoch die AU, sie gibt die Möglichkeit, dass Afrika mit einer Stimme spricht. Afrika ist der Kontinent der Zukunft. Das liegt nicht nur an den Ressourcen – wir haben 20 % des weltweiten Erdölvorkommens – sondern auch an weiteren Möglichkeiten wie Wasser oder Solarenergie. Wir müssen diese Möglichkeiten nutzen – als Kontinent. 

Dennoch sollte sich jedermann sein eigenes Bild zu WikiLeaks entwerfen. Es gibt Pro‘s und Contra‘s. Über allen diesen Fakten steht jedoch die Pressefreiheit, die auch für WikiLeaks zählen sollte und aus ethischen und moralischen Gesichtspunkten gibt es gegen die Veröffentlichung keine Einwände. In welcher scheinheiligen Demokratie befindet sich also die sogenannte „westliche Welt“, wenn Rachefeldzüge und Angriffe auf Medien wie WikiLeaks gestartet werden, um Publikationen zu verhindern. WikiLeaks bot der US-amerikanischen Regierung sogar eine Schwärzung aller abgebildeten Namen der Diplomaten an. Außerdem begrüßten die USA das Handeln von WikiLeaks noch, als es 2007 um die Veröffentlichung von Berichten zur Korruption in Kenia ging.

 

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