AMAN-International unterstützt SOS-Kinderdorf

AMAN-International unterstützt SOS-Kinderdorf

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Immer wieder wird so das Land in seiner wirtschaftlichen Entwicklung zurückgeworfen. Diverse Großbaustellen wie die neue Universität und die Pläne für den Ausbau des Hafens von Abidjan mit direkten Schienen- und Straßenverbindungen in die Nachbarländer künden davon, dass das Land, vorrangig auf sein eigenes Potenzial gestützt, an die nach der Unabhängigkeit einsetzenden wirtschaftlichen Erfolge anknüpfen will. Die gegenwärtig wachsende Gefahr neuer Kämpfe wird von der internationalen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Die Ivorer fühlen sich vergessen.

Marie Ginette Amani-Fridrich ist eine zierliche junge Frau, der eher eine Karriere als Topmodel zuzutrauen ist, aber nicht, dass sie Kraft und Mut aufbringt, sich den über das Land hereinbrechenden Gewalten entgegenzustellen. Dennoch tut sie dies seit Jahren erfolgreich. „Wir können nicht immer nur im Ausland um Hilfe betteln. Wir müssen das in unserem Land vorhandene Potenzial entwickeln“, sagte sie sich und begann 2003 eine kleine private Organisation aufzubauen, die zunächst unmittelbar humanitäre Hilfe leistete. Nach neun Jahren ist die zur „Fondation Aman-International“ (FAI) herangewachsen, zu einer leistungsstarken Organisation, die über humanitäre Hilfe hinaus auch außerhalb der Côte d’Ivoire Entwicklungs- und Sozialprojekte organisiert. Zunehmend findet die FAI bei internationalen Organisationen wie der Weltbank und der UNESCO Unterstützung. Die FAI ist heute auf drei Kontinenten vertreten. Eine Erweiterung auf den arabisch-asiatischen Raum ist geplant.

2007 hat der FAI-Vorstand die Internationale Akademie „FAI-RENCAP“ gegründet. Sie will die fachliche Qualifikation der Bürger in frankophonen Entwicklungsländern unmittelbar mit sozialen Projekten und humanitärer Hilfe verbinden. Sie unterstützt wissenschaftlich und organisatorisch die Aktivitäten der FAI, konzipiert neue Fortbildungskurse in Theorie und Praxis und trägt damit auch zur wirtschaftlichen Absicherung der Projekte bei.

Bald wird es auch ein internetbasiertes Schulungsprogamm in englischer Sprache geben. Vom 21. bis zum 26. August führte die FAI zum sechsten Mal die „Grand Chantier École“ durch. Das ist ein „Großes Schulungsprojekt in der Praxis“, das vorwiegend von Privatunternehmen wie dem international operierenden Paket- und Expressbriefversender “Chronopost” sowie dem Berliner FAI-Büro unterstützt wurde. Hier sollen die zuvor von der FAI in einem mehrteiligen Intensivprogramm ausgebildeten „Corps Humanitaires“ (FAI-CH) zeigen, was sie gelernt haben und wozu sie in der Lage sind.

Die Ausbildung besteht aus mehreren theoretischen und praktischen Abschnitten. In diesem Sommer wurden 15 junge Männer von der FAI-Zentrale aufgerufen, einen verheerten Ort in Côte d’Ivoire mit eigenen Kräften wieder aufzubauen und dabei nicht auf ausländische Hilfsgaben zu warten. Zuvor handwerklich ausgebildet, verbanden sie dies mit humanitärer Hilfe für das SOS-Kinderdorf in Aboisso im Südosten der Côte d’Ivoire. Die Kinder hatten während des Bürgerkriegs Schlimmstes durchgemacht. Der Direktor des Kinderdorfes, Michel Botoua, berichtet: „Alle Kinder aus dem nahe bei Abidjan gelegenen SOS-Kinderdorf Abobo mussten in das zweite ivorische SOS-Kinderdorf von Aboisso evakuiert werden, weil Abobo bombardiert wurde. Mit vielen anderen Flüchtlingen trafen die Kinder in unserem völlig überfüllten Kinderdorf ein, wo katastrophale Verhältnisse eintraten. In den für zwölf Kinder ausgelegten Häusern wurden 40 Kinder untergebracht. Es gab zunächst keine Lebensmittel und wegen des internationalen Boykotts auch keine Medikamente. Eine stinkende Kloake ergoss sich zu Tal, weil die Jauchegrube überlief. Sechs Monate litten die Kinder. Weitsichtig hatte die nationale Direktion beider Kinderdörfer Lebensmittelvorräte angelegt, auf die man später zurückgreifen konnte. Erleichterung brachte bald einsetzende Hilfe vom Roten Kreuz und dem UN-Flüchtlingskommissariat.“

Hilfe besonderer Art kam jetzt von der FAI. Während der „Grand Chantier École été 2012“ rückten freiwillige Helfer des „Corps Humanitaire“ mit Werkzeug und Material in das Kinderdorf ein. Das gesamte Kinderdorf wurde instandgesetzt: Die Häuser wurden gestrichen, Moskitonetze angefertigt und an den Fenstern angebracht, die Schutzmauer um das Kinderdorf repariert, der Gemüsegarten gepflegt und Unkraut gejätet. Außerdem entstand ein neuer Kinderspielplatz. Danach übergab eine Delegation des nationalen Direktorats der FAI unter der Leitung von Koffi Amani Lebensmittel wie Reis, Tomaten, Zucker und Speiseöl. „Die FAI hat eine gigantische Arbeit geleistet“, sagte Michel Botoua zu LoNam. „Am meisten schätzen wir jedoch, dass die Arbeit mit Liebe und Herz ausgeführt wurde; denn wir haben gemerkt: die Teilnehmer der ‚Grand Chantier École‘ lieben Kinder“.

„Wir hätten uns auch einem Flüchtlingslager an der Grenze zu Liberia oder einem Krankenhaus widmen können“, sagt FAI-Präsidentin Marie Ginette Amani-Fridrich, denn „in unserem Land gibt es viel zu tun. Wir haben uns bewusst für Aboisso entschieden, weil die Kinder die Zukunft unseres Landes sind“. So sieht es auch Koffi Ouffoué, der vor allem an der Fertigung und Montage der Moskitonetze mitgewirkt hatte: „Ich glaube, wir konnten viel für das Kinderdorf und den Ort Aboisso tun“. Koffi Ouffoué engagierte sich nicht zum ersten Mal für die FAI. Er gehört dem „Corps Humanitaire“ an, in das freiwillige Helfer aufgenommen werden, die eine Ausbildung an der erwähnten „Académie Internationale FAI-RENCAP“ durchlaufen haben. Auch deren Arbeit steht unter dem FAI-Slogan „Le flambeau ne s’éteindra point“; gemeint ist die Flamme eines steten Engagements für soziale und humanitäre Ziele sowie für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, eine Flamme, die wie das Olympische Feuer niemals erlöschen soll.

Die FAI-Gründungspräsidentin wurde 2008 von der ivorischen Regierung mit dem Verdienstorden „Chevalier de l‘Ordre du Mérite de la Solidarité de Côte d‘Ivoire“ ausgezeichnet.

Frank Wecker

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