ECOWAS auf die Probe gestellt
„Die ECOWAS wird nur eine Zukunft haben, wenn ihre Mitgliedsländer sich auf den Geist des Panafrikanismus besinnen, sich zusammenraufen und an einem Strang ziehen“, sagt Carlos Pereira, politischer Analyst und Aktivist aus Guinea-Bissau, in einem DW-Interview. Er betont, dass die Zusammenarbeit und Integration der Region entscheidender sind als je zuvor, jedoch derzeit praktisch nicht existent sind. Er beobachtet seit vielen Jahren die Entwicklung der ECOWAS. Lange galt sie als am weitesten entwickelte Regionalorganisation in Afrika, jedoch scheint in letzter Zeit ihre Stabilität ins Schwanken zu geraten.
ECOWAS wurde bereits 1975 gegründet und hat schon seit einiger Zeit Ambitionen, über reine Wirtschaftszusammenarbeit hinauszugehen. Die Gemeinschaft gilt als der wichtigste Partner in der Region, insbesondere für europäische Länder. Nachdem im Januar 2024 Mali, Niger und Burkina Faso angekündigt hatten auszusteigen, und in unterschiedlichen Länder geputscht wurde, ist die Region an der Belastungsgrenze. Der Organisation fehle es an Autorität, Legitimation und effektiven Sanktions- und Interventionsinstrumenten, sagt Pereira .
Kürzlich ist ein neuer potenzieller Störfaktor für die Region aufgetaucht: Der frisch gewählte Präsident Senegals, Bassirou Diomaye Faye, der sich schon im Wahlkampf als ein „Kandidat des Bruchs mit der Vergangenheit“ bezeichnete, hat mehrmals Verständnis für die Putschistenregierungen in Mali, Burkina Faso und Niger gezeigt und fordert nun vehement „radikale Veränderungen in der ECOWAS“.
Alexandra Enciu