Erdwärme in Äthiopien – Energie mit Zukunft?

Erdwärme in Äthiopien – Energie mit Zukunft?

0 2270

Die äthiopische Regierung hat zum ersten Mal im Energiesektor einen Vertrag mit einem Privatunternehmen geschlossen. Damit will das Land in seiner Energieerzeugung vielfältiger werden und endlich alle Haushalte ans Stromnetz anschließen.

Der Vertrag zwischen der staatlichen Ethiopian Electric Power Corporation (EEPCo) und Berkeley Energy, die in Partnerschaft mit Reykjavik Geothermal & Iceland Drilling das Corbetti-Erdwärme-Projekt leiten, stellt nicht nur das erste privatwirtschaftliche Engagement auf dem äthiopischen Energiesektor dar, sondern soll nach Willen aller Beteiligten den Grundstein für weitere Investitionen aus dem privatwirtschaftlichen Sektor legen. Nachdem bereits im Jahr 2013 ein Vertragsentwurf anerkannt wurde, ist nun der endgültige Vertrag von Azeb Asnake (CEP EPPCo) und Edward Njorge (Investor von Berkeley Energy) unterzeichnet worden. Berkeley Energy und Reykjavik Geothermal sind Partner der von US-Präsidenten Barack Obama ins Leben gerufenen Initiative Power Africa, die den Zugang zur Stromversorgung in Subsahara-Afrika vergrößern soll. Laut Mitteilung der US-Botschaft in Addis Abeba ist das Ziel, 30.000 Megawatt bezieungsweise 60 Millionen neue Anschlüsse zu erreichen – der genaue Zeitraum ist allerdings offen. In Äthiopien plant die Regierung, bis zum Jahr 2018 alle Haushalte ans Stromnetz anzuschließen.

In Äthiopien erwirbt die EEPCo vorerst jährlich 500 Megawatt von der Anlage in Corbetti, es laufen aber bereits Verhandlungen über ein weiteres Eckpfeiler-Papier, das zusätzliche 500 Megawatt aus der Tulu Moye und Abaya Region umfasst. Sollte auch dieser Vorvertrag schließlich in einen abschließenden Kontrakt münden, würden sich die Investitionen aller drei Projekte in den nächsten acht bis zehn Jahren auf vier Milliarden US-Dollar belaufen und somit die größte unabhängige Investition in geothermale Energie auf dem afrikanischen Kontinent darstellen. Die hohen Kosten sind der Grund, warum sich Äthiopien entschloss, erstmals auf privates Kapital zurückzugreifen. Alleine wäre das Projekt vom Staat nicht zu finanzieren gewesen. Die Kosten für die zu zahlende Einspeisevergütung sind allerdings ebenfalls beachtlich. Bereits im Vorvertrag aus dem Jahr 2013 wurde vereinbart, dass die äthiopische Regierung 630,7 Millionen US-Dollar pro Jahr an die privaten Stromerzeuger überweist – für eine Vertragslaufdauer von 25 Jahren.

Dennoch könnte die neue Art der Stromerzeugung gewinnbringend für das Land sein. Schätzungen, unter anderem des Geological Survey of Ethiopia, zufolge liegt das Potential der Stromerzeugung aus Erdwärme zwischen 5.000 und 7.000 Megawatt im Jahr – gegenwärtig beträgt die Gesamterzeugung aus allen Ressourcen 2.300 Megawatt. Da die Nutzung der Erdwärme bei richtiger Anwendung eine ökologisch schonende Stromerzeugung ist, scheint diese Technologie und deren Nutzung zumindest als Alternative vielversprechend. Zurzeit dominiert in Äthiopien allerdings noch die Wasserkraft, doch der von der äthiopischen Regierung bereits 2010 verabschiedete Growth and Transformation Plan (GTP) sieht eine drastische Steigerung der Energieerzeugung vor. Obwohl man in der ersten Phase, die zu Beginn des Jahres auslief, hinter den Erwartungen zurück blieb, soll der GTP II bis zum Jahr 2020 17.347 Megawatt ermöglichen, bis 2037 sollen im Land 37.000 Megawatt erzeugt werden, so erklärt es die CEO der EEPCo, Azeb Asnake. Um die Zahlen besser einordnen zu können: 1.000 Megawatt bieten Strom für jährlich zirka zwei Millionen Haushalte. Auch dieses Ziel wird wohl mithilfe privater Unternehmen realisiert werden – dies schlägt zumindest Meheret Debebe, Berater im Ministerium für Wasser und Energie, vor.