Kakao: Rekord-Produktion erwartet, Nachfrage steigend und mehr Verarbeitung in den Anbauländern

Kakao: Rekord-Produktion erwartet, Nachfrage steigend und mehr Verarbeitung in den Anbauländern

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Nicht nur zur Osterzeit ist die Nachfrage nach Schokolade groß. Durch den weltweit steigenden Konsum und die gestiegene Nachfrage nach Schokolade mit höherem Kakaoanteil, aber auch durch die wachsende Verarbeitungsindustrie in den Ländern selbst, die den Rohstoff anbauen, nähern sich die Produktionszahlen in dieser Saison einem erneuten Rekord.

Das "Schokoladenei" in seiner ursprünglichsten Form: Die Frucht des Kakaobaums birgt die Grundlage für den Genuss der Konsument*innen wie auch für die Wirtschaft der anbauenden Länder. (c) jkebbie

Schokohasen und Schokoeier gehören in Deutschland zum Osterfest mehr noch als Schoko-Weihnachtsmänner zu Weihnachten: 20.000 Tonnen Schokolade wurden 2018 zu 213 Millionen Schoko-Hasen, während es zu Weihnachten „nur“ 146 Millionen Schokoladen-Weihnachtsmänner waren.

Obwohl der beliebte Rohstoff Kakao trotz seiner Ursprünge in Südamerika seit langem in erster Linie aus afrikanischen Ländern den Weg in unsere Schokoladenprodukte findet, findet seine Verarbeitung nach wie vor zu ihrem größten Teil in Europa und den USA statt. Inzwischen haben jedoch auch die Kakao anbauenden Länder begonnen, die Verarbeitung im eigenen Land zu steigern. In der aktuellen LoNam-Ausgabe stellen wir als nachahmenswertes Beispiel einen Produzenten aus der DR Kongo vor, der vom Anbau bis zur Schokolade und ihrer Verpackung auf lokale Potentiale zurückgreift. Vor allem aber die Elfenbeinküste, die seit Jahren als größter Kakao-Produzent der Welt gilt, ist derweil im weltweiten Vergleich auch zu einem der größten Verarbeiter von Rohkakao geworden. Laut dem aktuellen Quarterly Bulletin of Cocoa Statistics der ICCO (International Cocoa Organization) verzeichnet die Kakao verarbeitende Industrie derzeit zumindest anteilig ein stärkeres Wachstum in afrikanischen Ländern (1,9 Prozent) als in Europa (1,6 Prozent). Auch wenn zahlenmäßig die Produktion in Europa um 1.737 Millionen Tonnen steigt gegenüber „nur“ 981.000 Tonnen in Afrika, wird der Anstieg im globalen Süden dennoch als ein bedeutender Faktor gewertet, der sich in der gestiegenen Nachfrage nach dem Roh-Produkt bemerkbar mache.
Zudem sei der anhaltende Trend zu Schokolade mit höherem Kakaoanteil für die immer noch steigende Nachfrage verantwortlich. Der Zartbitter-Anteil liegt zwar trotz des Trends bei weniger als 30 Prozent; das sind jedoch 50 Prozent mehr als sonst im Jahresdurchschnitt. Auf neun Kilogramm Schokolade wird der Verbrauch pro Kopf und Jahr in Deutschland geschätzt. Alleine in der Osterzeit konsumiert ein durchschnittlicher deutscher Haushalt 1,1 Kilogramm Schokolade.

Was den Anbau betrifft, bleibt die Elfenbeinküste auch in der Saison 2018/2019 weltweit führend und wird ihre Rekordproduktion von 2.020 Millionen Tonnen in der Saison 2016/2017 wohl noch einmal toppen: Schon am 10. März lagen die diesjährigen Zahlen an den Häfen der Elfenbeinküste um knapp 150 Millionen Tonnen über der Produktion des Vorjahres, berichtet die International Cocoa Organization in ihrer letzten Übersicht über den Kakaomarkt. In Ghana bleibe die Produktion trotz der Dürre stabil, so der Bericht, was die Verfasser in der Implementierung des staatlichen Production Enhancement Programms (PEP) begründet sehen. Nur Nigeria muss mit einem Minus von 10.000 Tonnen rechnen.

Auch wenn die Produzierenden das stetige Wachstum sicher begrüßen und der Rohstoff für viele gerade in den Anbauländern die Lebensgrundlage liefert, sollen auch die Schattenseiten dieser Industrie nicht vergessen werden: Die Kakaoproduktion der Elfenbeinküste steht lange im Ruf, auf Kinderarbeit und Ausbeutung der Arbeiter*innen zu fußen. Außerdem werden für die Plantagen weiterhin wertvolle Regenwälder geopfert, selbst in Naturschutzgebieten. Lebensräume bedrohter Arten werden immer mehr eingeschränkt. Durch Cadmium-Lösungen, die auch ins Grundwasser gelangen, werden Tropenbäume vergiftet.
Die Kakao-Branche ist vielleicht eines der aufschlussreichsten Beispiele, das uns veranschaulicht, wie unser Konsum die Verschärfung aber auch Lösung globaler Probleme beeinflussen kann.

J. Bittermann