Live in Stuttgart: Ladysmith Black Mambazo

Live in Stuttgart: Ladysmith Black Mambazo

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Nicht erst seit ihrer Mitwirkung an Paul Simons bahnbrechendem Album Graceland (1986) hat die südafrikanische, mehrfach Grammy-gekürte A-capella-Gruppe Ladysmith Black Mambazo eine beispiellose internationale Karriere hingelegt. Als krönenden Abschluss des diesjährigen Sommerfestivals der Kulturen und gleichzeitig als Höhepunkt des musikalischen Programms sowie der 20-Jahr-Feierlichkeiten des Forums der Kulturen tritt der Männerchor am Sonntag, 22. Juli 2018 um 20.15 Uhr auf dem Marktplatz Stuttgart auf.

A-capella-Männerchor Ladysmith Black Mambazo

Vor rund hundert Jahren fand im Zuge der Industrialisierung Südafrikas eine immer größere Anzahl von Landarbeiter_innen Beschäftigung in den neu entstandenen Bergwerken und Fabriken. In den Wohnheimen, in denen sie, fern von ihrer Heimat und ihren Familien, untergebracht waren, entwickelten sie einen ganz speziellen Gesangsstil und traten bei Gesangs- und Tanzwettbewerben gegeneinander an. Seit den 1960er-Jahren nannte sich dieser Stil Isicathamiya, abgeleitet von dem Zulu-Wort für „schleichen“. Damit sind die Tanzfiguren gemeint, die den an- und abschwellenden Stimmensatz der Chöre begleiten.
Seit dem 1973 erschienenen Debütalbum Ambutho, der ersten Goldenen Schallplatte in Afrika überhaupt, bis zu den heute vier Grammy-Auszeichnungen und siebzehn Grammy-Nominierungen haben die Sänger der Gruppe Ladysmith Black Mambazo eine erstaunliche, internationale und vor allem konstante musikalische Karriere hingelegt. Sie gelten als die mit Abstand berühmtesten Vertreter dieses Genres.

Joseph Shabalala, Gründer von Ladysmith Black Mambazo, zollte mit der Namensgebung seiner Heimat Ladysmith Tribut. Black Mambazo hingegen heißt „schwarze Axt“, die die Gegner bei den Gruppenwettbewerben niederzwingt. So traten Ladysmith Black Mambazo bei den Wettbewerben schon bald nur noch außer Konkurrenz an, um den anderen Teilnehmern eine gewisse Chance zu lassen.
Musikalisch bewegen sie sich in den vom südafrikanischen Zulu-Musiker Solomon Linda in den 1930er-Jahren geschaffenen „Mbube“-Strukturen, welche später durch den Song mit dem Titel „The Lion Sleeps Tonight“ weltweit bekannt wurden. Reicher, mehrstimmiger Gesang und eine sanfte Modulationsdynamik machen diesen Stil so typisch und einzigartig. Die im Laufe der Jahre variierende, aktuell neunköpfige Besetzung der Gruppe Ladysmith Black Mambazo ist ebenfalls klassisch. Dabei liegt der Schwerpunkt stets auf einer Reihe von Bässen, kombiniert mit Tenören, einem Alt und einer Lead-Stimme.

In Zeiten der Apartheid lehnten sich südafrikanische Musiker*innen mit regimekritischen Songs gegen die Machthaber des Landes auf. Ladysmith Black Mambazo fanden einen anderen Weg: Sie sangen, ganz im Sinne Martin Luther Kings und Mahatma Gandhis, von Hoffnung und Frieden und mit dem Resultat, dass Nelson Mandela sie zu seiner Verleihung des Friedennobelpreises 1993 in Oslo einlud und sie die Feier musikalisch begleiteten.

Neben ihrer Arbeit mit Paul Simon waren sie mit zahlreichen namhaften Pop-Musikern im Studio, darunter Stevie Wonder, Dolly Parton, Emmylou Harris und Melissa Etheridge. Ladysmith Black Mambazo steuerten die Musik für verschiedene Filme bei und waren am Broadway zu sehen. Es sind aber vor allem ihre unzähligen, über die Jahre hinweg entstandenen, eigenen Veröffentlichungen, die für sich sprechen: Die „kulturellen Botschafter Südafrikas“ (Nelson Mandela) tragen ihre zutiefst beschwörenden Lieder über Liebe und Frieden von Generation zu Generation weiter.