Malaria-Impfstoff Erstmals heißt es Africa-First

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    Im April hat Ghana als erstes Land der Welt den neuen R21/Matrix-M-Impfstoff der Universität Oxford gegen Malaria zugelassen. Nur eine Woche später erfolgt in Nigeria ebenfalls eine vorläufige Zulassung. Erstmals wurde damit ein Impfstoff zunächst in einem afrikanischen Land zugelassen.

    Der R21/Matrix-M-Impfstoff gegen Malaria der Universität Oxford ist erst der zweite Impfstoff gegen Malaria. Die Food an Drugs Authority Ghana (FDA Ghana) hat den Impfstoff bereits vor der Empfehlung durch die WHO zugelassen, wie sie am 13. April bekanntgegeben hatte. Der Impfstoff beruht auf dem bereits bekannten Vakzin Mosquirix, das allerdings nur geringe Schutzwirkungen erreichte. Durch Anpassungen des Antigens und Adjuvans konnte diese nun deutlich gesteigert werden. Der neue R21-Impfstoff ist zudem auch für Kinder unter drei Jahren zugelassen. Bei Kindern zwischen fünf bis 36 Monaten verlaufen Malaria-Erkrankungen besonders häufig tödlich. Die Immunisierung durch den R21-Impfstoff erfolgt durch eine dreiteilige Erstimpfung und eine Booster-Impfung im darauffolgenden Jahr.

    Die offizielle Empfehlung zur Zulassung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht derzeit noch aus. Aktuell werden noch die unveröffentlichten Ergebnisse einer Phase-3-Studie in Burkina Faso, Kenia, Mali and Tansania geprüft, an der insgesamt 4.800 Kinder teilnahmen. Auch wenn die nigerianische Regierung den Impfstoff bereits vorläufig zugelassen hat, ist die Zulassung an die Forderung geknüpft, dass auch klinische Studien in Nigeria durchgeführt werden sollten. Nigeria, Afrikas bevölkerungsreichstes Land, ist das am stärksten von Malaria betroffene Land der Welt. Von den 600.000 jährlichen Todesfällen durch Malaria belaufen sich 32 Prozent auf Nigeria.

    Die Zulassung des Impfstoffes durch die Länder vor der offiziellen Empfehlung durch die WHO ist sehr ungewöhnlich. Für Impfstoffe und besonders Kinderimpfstoffe erfolgt für gewöhnlich zunächst die Prüfung durch die WHO, anschließend wwird die Herstellung auch von internationalen Organisationen wie UNICEF oder Gavi der Impfallianz mitfinanziert. Es ist das erste Mal, das ein bedeutender Impfstoff in einem afrikanischen Land zugelassen wird, bevor dies in wirtschaftlich stärkeren Regionen der Welt geschieht. Laut Tagesspiegel, ist es nach Adrien Hill, Vorsitzender des Jenner Instituts der Universität Oxford, auch ein Zeichen einer neuen Selbstbestimmtheit der afrikanischen Länder. Dies mag unter anderem ein Resultat aus den Erfahrungen afrikanischer Länder bei der Verteilung der Corona-Impfstoffe sein, bei derer der afrikanische Kontinent strukturell vernachlässigt wurde.

    Üblicherweise werden Impfstoffe in wenigen Produktionsstätten hauptsächlich in Ländern des sogenannten „Globalen Nordens“ produziert und von dort international vertrieben, wie es auch bei Impfstoffen gegen das Coronaviraus geschehen war. Für die Produktion des R21-Impfstoffes arbeitet die Oxford Universität mit dem Serum Institute of India zusammen (SII). Das SII wird voraussichtlich 100 bis 200 Millionen Dosen jährlich produzieren können. Des Weiteren hat das SII auch ein Technologietransfer-Abkommen mit Ghana angekündigt. Sobald die Manufaktur in Ghana fertiggestellt ist, soll auch die Produktion dort beginnen können. Die Kosten pro Dosis dprften sich, laut der Zeitung der Standard auf wenige Euro belaufen. Adar Poonawalla, Geschäftsführer des SII, sieht die Zulassung für den Impfstoff als einen „signifikanten Meilenstein in unserem Bemühen, Malaria weltweit zu bekämpfen“. Die Produktionsstätte in Ghana ist somit hoffentlich ein Schritt zu einer gerechteren Verteilung der Impfstoffproduktion.

    Studien über die Effektivität des R21-Impfstoffes hatten vielversprechende Ergebnisse. Der Impfstoff ist diesen zu Folge zu 80 Prozent bei der Vorbeugung Malarias effektiv. Im Gegensatz dazu liegt der Schutz von Mosquitrix vor schweren Erkrankungen bei nur 30 Prozent. Dazu kommt, dass die Wirkung von Mosquitrix auch trotz Booster-Impfungen mit der Zeit nachlässt. Trotzdem haben schon über eine Millionen Kinder den Mosquitrix-Impfstoff seit dem Beginn der Testphasen in 2019 erhalten. Auch hat der erste Impfstoff die geforderte 75 Prozent-Effektivität, die die WHO für Malariaimpfstoffe anstrebt, nicht erreicht. Ein Ziel, welches nach bisherigem Ergebnis der Testphasen der neue R21-Impfstoff erreicht. Damit ist er der erste Impfstoff der diese Schwelle erreicht.

    Malaria ist eine Infektionskrankheit, die von Parasiten verbreitet und durch einen Mückenstich auf den Menschen übertragen wird.

    Hannah Bruhn