Mythos um einen wilden Herrscher – aus der Sicht einer jungen Frau

Mythos um einen wilden Herrscher – aus der Sicht einer jungen Frau

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Der mosambikanische Autor Mia Couto ist Ende April mit seinem Roman "Imani" in Berlin zu Gast.

Imani, das ist die 15-jährige Protagonistin im gleichnamigen Roman, dem neuesten Werk von Mia Couto. In der ersten Hälfte des Buches ist sie es, die die Leser*innen mit auf eine Reise nimmt nach Mosambik; ins Gaza-Reich, wie der Süden des Landes im 19. Jahrhundert genannt wurde. Dort versuchen portugiesische Kolonialist*innen erbittert, gegen die Truppen des berüchtigten Königs Ngungunyane vorzugehen. Imani wird dank ihrer Sprachkenntnisse zur rechten Hand des Offiziers Germano de Melo, der auf einem Außenposten in ihrem kleinen Dorf gelandet ist und nun von dort aus versuchen muss, Ngungunyane aufzuhalten. Der Offizier ist der zweite Erzähler der Geschichte: um einiges nüchterner als Imani, aber zunehmend unsicher, was seine bisherige herablassende Haltung gegenüber dem afrikanischen Land und seinen Bewohner*innen betrifft. Triggerwarnung: Sowohl im Original als auch in der deutschen Übersetzung fällt mehrmals das N-Wort. Der Autor begründet dies unter anderem damit, dass seine Geschichte in der Kolonialzeit spielt, in der dieses Wort – als Abwertung – zum alltäglichen Sprachgebrauch gehörte.

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Der Autor Mia Couto (c) Alfredo Cunha

Der Autor Mia Couto, selbst mit portugiesischen Eltern in Mosambik aufgewachsen, wurde bereits mehrfach für seine Werke ausgezeichnet. Er recherchierte ausführlich und über mehrere Jahre, um dem Stoff dieses Buches gerecht zu werden. Ein historischer Roman im klassischen Sinne ist „Imani“ dennoch nicht, wie Couto selbst betont. Vielmehr gehe es darum, Mythos und Fakten durch die Perspektive zweier völlig unterschiedlicher Menschen zu verbinden.

„Imani“ ist 2017 im Unionsverlag auf Deutsch erschienen, nun gibt es die Möglichkeit, Mia Couto im Rahmen einer zweisprachigen Lesung live zu erleben: am 23. April 2018 um 19:30 im Literaturhaus Lettrétage in Berlin Kreuzberg. Schauspieler Denis Abrahams liest aus der deutschen Fassung, die Moderation und das Gespräch übernimmt der Literaturkritiker und Übersetzer Michael Kogler.

Der Eintritt beträgt 5€/ermäßigt 4€.

Lea Kern

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