Proteste gegen Massenarbeitslosigkeit

Proteste gegen Massenarbeitslosigkeit

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Der mutmaßliche Selbstmord eines arbeitslosen Universitätsabsolventen löste in Tunesien große Unruhen aus. Unzählige Jugendliche protestieren gegen die aussichtslose Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Tunesien erlebt derzeit die größten Unruhen seit der Proteste gegen das Ben-Ali-Regime vor fünf Jahren. Jugendliche protestieren gegen die Massenarbeitslosigkeit im Land und die Tatenlosigkeit ihrer Regierung. Am vergangen Freitag spitzte sich die Lage soweit zu, dass die Regierung eine nächtliche Ausgangssperre von 20 Uhr abends bis fünf Uhr morgens verhängte. Die Polizei war zuvor mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstrant_innen vorgegangen.

Auslöser der Proteste ist der Tod des arbeitslosen Universitätsabsolventen Ridha Yahyaoui. Der 28-Jährige war auf einen Strommast geklettert, um dagegen zu protestieren, dass sein Name von einer Einstellungsliste für den öffentlichen Dienst gestrichen worden war. Er bekam einen Stromschlag und starb. Es heißt, dass Yahyaoui damit gedroht haben soll, sich umzubringen – die genauen Umstände des Todes sind jedoch noch ungeklärt.

2010 hatte sich der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi aus Verzweiflung über die Perspektivlosigkeit in dem von Ben Ali regierten Tunesien selbst angezündet und damit den Arabischen Frühling ausgelöst. Dem Land ist zwar seitdem der Übergang zur Demokratie gelungen, doch die Wirtschaft ist am Boden und es fehlt an Perspektiven für seine Bürger_innen. Die Arbeitslosenquote liegt bei über 15 Prozent, bei Akademiker_innen ist sie sogar doppelt so hoch. Gerade für junge Erwachsene ist die Suche nach Arbeit oft aussichtlos. Ein Tunesier berichtete, dass man bis zu 1.500€ zahlen müsse, um einen Job zu bekommen.
Als Reaktion auf die Proteste verkündete die Regierung, dass sie den Bau von Sozialwohnungen mit 135 Millionen Dinar (60 Millionen Euro) vorantreiben und 5.000 neue Stellen in der tunesischen Stadt Kasserine – dem Ausgangsort der Proteste – schaffen werde.

  Patiani Batchati