Review: Lesung und Gespräch beim Africologne Festival

Review: Lesung und Gespräch beim Africologne Festival

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„I think our imagination is the most important tool for change and if you cannot imagine anything differently things will not change.” Unter anderem diesen inspirierenden Gedanken teilte Olumide Popoola beim Africologne Festival in dem Gespräch über ihre Kurzgeschichte Sit Down.

Einfach den Livestream geöffnet und schon war ich mittendrin im letzten Programmtag des Africologne Festivals, welches vom 28. Mai bis zum 6. Juni viele verschiedene Veranstaltungen präsentiert hat.

Im Fokus der anderthalbstündigen Veranstaltung, die aus Lesung und Gespräch bestand, stand die Kurzgeschichte Sit Down – Setz dich von Olumide Popoola. Die nigerianisch- deutsche Schriftstellerin lebt seit über 20 Jahren in London und sieht ihr Schreiben zu 100 Prozent von der Großstadt geprägt.

Gesteckt wurde der Rahmen von der Kölner Literaturreihe stimmen afrikas, die in Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Kurzgeschichten von sechs Autor*innen aus verschiedenen Ländern Afrikas gesammelt haben.
Im Mittelpunkt von Sit down stehen drei Charaktere, über deren sich verändernde Freundschafts- und Liebesbeziehungen die Handlung erzählt.

Zunächst haben der Moderator Mohamed Amjahid, Journalist und Autor, und Olumide, die über einen Bildschirm dazugeschaltet war, über die Geschichte und die einzelnen Figuren geredet. Mit dem Charakter „Be“ kommen viele Fragen auf; schon innerhalb der Geschichte wird gefragt, was er denn bedeute. Damit wollte Olumide das Phänomen des Ansprechens und Nachfragens über Namen thematisieren, was für viele Leute eine Realität abbildet. Sie hat es meiner Meinung nach sehr schön formuliert, als sie meinte: „So ein Name ist etwas Besonderes, aber man muss eingeladen werden, um dann groß nachfragen zu dürfen.“

Neben dem Namensdiskurs bringt „Be“ das Thema Geschlecht auf. Innerhalb der Geschichte sind darauf nämlich keinerlei Hinweise zu finden. Das hat Wiebke Wehebrink, die neben dem Moderator saß, vor große Herausforderungen beim Übersetzen gestellt. Die Übersetzung lief im Rahmen ihres Masterstudienganges Literaturübersetzen an der HHU Düsseldorf.

Die genderneutrale Sprache, der sich Olumide im Englischen bedienen konnte, ist im Deutschen kaum möglich. Wiebke war froh, dass sie sich während des Übersetzungsprozesses immer wieder direkt an die Autorin wenden konnte. Besonders dabei ist, dass Olumide, die selbst zwar nicht auf Deutsch schreibt, die Übersetzung verstehen und bei Schwierigkeiten Hilfestellung leisten kann.

Laura-Lucia Wiese