Robin Rapp: „Schwarze Menschen fehlen in der Deutschen Malerei“

Robin Rapp: „Schwarze Menschen fehlen in der Deutschen Malerei“

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An einem Montagabend treffen wir den aufstrebenden Künstler Robin Rapp an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Gut gelaunt zeigt er uns sein Atelier und ein paar seiner Werke. Bei Bier und Zigaretten reden wir über sein Leben im Senegal und später in Deutschland und seine Malerei.

ohne Titel von Robin Rapp
(c) Robin Rapp Gemälde: o.T. (185x145 cm)

Du bist im Senegal aufgewachsen, richtig?

Richtig. Ich bin im Senegal aufgewachsen, jedoch in der Elfenbeinküste geboren. Mein Vater hat damals für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit gearbeitet. Als sein Vertrag ausgelaufen ist, sind wir nach Deutschland in die Nähe von Ulm gezogen. Ich war 14 Jahre alt damals.

Deine Mutter ist aus Djibouti, dein Vater aus Deutschland. – Hast du bereits im Senegal Deutsch gesprochen?

Nein. Deutsch habe ich erst gelernt, als ich nach Deutschland gezogen bin. Damals besuchte ich ein Gymnasium und habe so zwei, drei Leute um mich gehabt, die ziemlich cool waren. Mit denen konnte ich mich auch non-verbal unterhalten. Ich kann mich nicht mehr sehr gut an die Zeit erinnern, aber es ging sehimg_0069r schnell. Irgendwann mal konnte ich mich mit meinen Mitschülern auf Deutsch unterhalten. Die schwere Phase des Ankommens habe ich aber irgendwie verdrängt.

Wie hast du deine Schulzeit erlebt?

Ich habe relativ oft die Schule gewechselt. Als ich in der elften Klasse war, verstarb mein Vater. Danach bin ich erstmal überhaupt nicht mehr in die Schule gegangen. Mit 21 Jahren machte ich dann doch weiter. Auf der Akademie, die ich besuchte, habe ich zwei Dozenten kennengelernt, die auch Künstler waren. Sie haben das Fach „freies Zeichnen“ angeboten und mir damals schon Vertrauen gegeben, mein Talent erkannt und gefördert, indem sie mir beispielsweise extra Stunden angeboten haben.

Bist du so auch mit Kunst in Berührung gekommen?

Nein. Als ich zehn war wollte meine Mutter damals im Senegal, dass ich Klavier spielen lerne. Mein Klavierlehrer war auch Maler und Zeichner. Wir hatten keine Notenblätter und mussten diese Notenlinien immer selbst ziehen. Er hat immer freihand die krassesten und geradesten Linien hingekriegt. Ich hatte damals weniger Bock auf Klavier, sondern wollte wissen, wie man diese Linien macht. Dann haben wir für zwei Stunden Linien gezogen. Er hat mir auch gezeigt, wie man Portraits zeichnet. Außerdem waren in meinem Umfeld auch immer Künstler. Ich habe die Möglichkeit gesehen, dass es Menschen gibt, die sowas machen und können. Deswegen war Schule für mich auch sinnlos; ich habe nicht viel Interesse gehabt.

Bei unserem letzten Treffen hast du mir von deinem Identitätskonflikt erzählt? Hilft dir die Malerei dabei, innere Konflikte zu verarbeiten?

Malerei ist Therapie für mich. Fragen wie ‚Woher komme ich?‘, ‚Wer bin ich und was mache ich hier?‘ kann ich durch die Malerei verarbeiten. Im Senegal war ich meistens der Weiße, und hier bin ich der Schwarze. Das hat mich gestresst. Auch Themen wie Rassismus und Schwarzsein in Deutschland bzw. Anderssein kann ich durch die Malerei für mich bearbeiten.

Wie arb0001eitest du?

Meistens arbeite ich erst mit Acryl. Damit baue ich mir ein Gerüst auf. Danach male ich mit Öl drüber.

Hattest du Schwarze Vorbilder?

Für mich war die europäische Malerei immer die wichtigste in der Kunstgeschichte. Deswegen habe ich in der Malerei lange nur Weiße Vorbilder gehabt und lange nicht hinterfragt. Neben den klassischen Malern wie beispielsweise Rembrandt oder Vermeer haben mich vor allem Lehrer, befreundete Künstler und mein Umfeld inspiriert. Mein Bruder ist einer meiner großen Helden. Viele meiner Bilder sind in mehr oder weniger engem Austausch mit ihm entstanden.
Irgendwann einmal habe ich dann auch den Schwarzen Maler Kerry James Marshall entdeckt. Er macht Schwarze stolze Malerei. Das war mir neu.

Glaubst du, dass die abwesende Darstellung Schwarzer Menschen in der Kunst dein Schaffen beeinflusst hat?frau

Ich arbeite mit Fotovorlagen. Und wenn man in Deutschland die Magazine betrachtet, findet man eigentlich nur weiße Menschen. Ich habe als junger Maler, einfach weil ich malen wollte, diese Vorlagen genommen, ohne das zu hinterfragen. Irgendwann einmal hatte ich eine Fotovorlage einer Schwarzen Person und habe die dann gemalt. Da ist es mir und meinem Umfeld zum ersten Mal aufgefallen. Ab dann wurde es mir immer wichtiger Schwarze Menschen zu malen.

Ist dir die Repräsentation Schwarzer Menschen wichtig in der Malerei?

Schwarze Menschen fehlen in der deutschen Malerei. Ich als Schwarze Person habe die Möglichkeit und verspüre auch irgendwie ein Stück weit die Verantwortung, das rein zu bringen. Für mich ist es schon wichtig, besonders Schwarze Menschen in die Malerei einzubinden, – weil ich auch Schwarz bin. Natürlich ist es ungewohnt, aber ich habe dann auch den Anspruch, aus dem Weißen Trott auszusteigen, um ein authentisches Werk zu schaffen.

Im Juli 2019 werden Rapps Werke beim „Rundgang – Tag der offenen Tür“ der Weißensee Berlin Kunsthochschule zu sehen sein.

 

Interview geführt von Megan Harris