„Selbst wenn ihr mich umbringt, werden tausende neue Sankaras geboren“

„Selbst wenn ihr mich umbringt, werden tausende neue Sankaras geboren“

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Proteste gegen den amtierenden Präsidenten Blaise Compaoré hauchen in Burkina Faso den Visionen Thomas Sankaras neues Leben ein.

Foto: public domain

Vor knapp 30 Jahren kam ein Mann mittels eines Staatsstreichs im damaligen Upper Volta an die Macht, der bis heute als einer der stärksten Gegner des Neokolonialismus und Verfechter einer panafrikanischen-sozialistischen Bewegung in Erinnerung geblieben ist. Thomas Sankara, unterstützt von der breiten Bevölkerung, hatte bei seiner Machtergreifung 1983 ambitionierte Ziele für sein Land: Die Korruption bekämpfen, Dezentralisierung der Macht, Nationsbildung und vor allem die wahre Unabhängigkeit von Europa. Die Namensumbenennung von Upper Volta in Burkina Faso 1984 leitete den ersten symbolischen Schritt ein, der offiziellen Unabhängigkeit seines Landes von Frankreich 1960 auch eine politische, soziale und wirtschaftliche Unabhängigkeit folgen zu lassen. Denn Upper Volta war die Bezeichnung Frankreichs für ihr Kolonialgebiet und Sankara sah es als elementar an, dass mit dieser Zeit ein für alle Mal gebrochen werden müsse. Burkina Faso bedeutet übersetzt so viel wie „Land der ehrlichen Menschen“ und drückt sowohl Sankaras Ziele für sein Land wie auch einen Wesenszug der Burkinabés aus.

Viel Zeit, seine ehrgeizigen Pläne in die Realität umzusetzen, blieb ihm jedoch nicht. 1987 wurde Sankara bei einem Militärputsch umgebracht, angeführt vom derzeitigen Präsidenten Blaise Compaoré. Compaoré regiert seitdem, also seit 27 Jahren, und wird voraussichtlich abermals im November 2015 bei den Präsidentschaftswahlen kandidieren.

Schon seit einigen Jahren wird die Regierungsdauer im Land umstritten diskutiert. 2010 wurde der Verfassung der Artikel 37 hinzugefügt, der die Amtszeit zum einen von 7 auf 5 Jahre reduziert. Zum anderen wurde darin die Präsidentschaft auf zwei Amtsperioden beschränkt. Compaoré dürfte danach bei den Wahlen nächstes Jahr nicht mehr antreten. Um sich dennoch an der Macht zu halten, plant er derzeit ein Referendum zu besagtem Artikel und hofft auf die Unterstützung in der Bevölkerung.

Die ist derzeit jedoch auf anderem Kurs. In der Hauptstadt Ouagadougou regen sich derzeit Proteste gegen Blaise Compaoré, dem die Bevölkerung nicht nur die Verunglimpfung ihres Helden Thomas Sankara vorwirft. Sie fordern zudem eine Rückbesinnung auf Sankaras Visionen und schmücken sich bei Demonstrationen mit seinem Bild und seinem Namen. Als hätte er seinen Tod bereits Monate vor seinem Eintreten geahnt, äußerte sich Thomas Sankara 1987 mit den Worten: „Selbst wenn ihr mich umbringt, werden tausende neue Sankaras geboren.“ Lange waren seine Reden nicht mehr so populär wie heute, tausend junge Menschen setzen sich gegen die offizielle Darstellung Sankaras als Hauptverantwortlicher für die wirtschaftlichen Missstände Burkina Fasos zur Wehr. Thomas Sankara wird zum Motiv ihres Kampfes gegen die korrupte Elite des Landes, so der Geschichtsprofessor Brian J. Peterson in einem Artikel der Think Africa Press.

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