Sklavenmarkt um 12:00
GEMEINSAM FÜR AFRIKA startet in den diesjährigen Internationalen Afrikatag am 25. Mai mit einer ausdrucksstarken Protestaktion.
Es ist Punkt 12 Uhr, der Sklavenmarkt ist eröffnet. Schwarzer Hut, goldene Maske, Megaphon in der Hand – die Auktionatorin steht auf einem Podest bereit, um die Ausbeute des Tages zu verkünden. Yvan, 32, aus Kamerun, ist heute frisch reingekommen – ein guter Arbeiter auf den Tomatenplantagen in Süditalien. Ebenso Lisha, 22, aus Nigeria, die man als Prostituierte nach Deutschland verschifft hat. Die Verkaufsobjekte sind dunkel gekleidet, ihre Hände an den Zaun gekettet, der Blick starr nach unten gerichtet, rote Masken lassen keine Gesichtszüge erkennen – ein jeder Mensch könnte sich dahinter verbergen. Mit einem Schild mit personenbezogenen Informationen um den Hals werden sie der Menge vorgeführt, ein guter Preis wird geboten. Die drei Sklav_innen besitzen kein Mitbestimmungsrecht in dem Prozess. Das alles passiert direkt vor dem Brandenburger Tor in Berlin, rundherum Schaulustige, Tourist_innen, Journalist_innen.
Was auf den ersten Blick wie eine Szene aus einem historischen Film erscheint, ist wirklicher als je zuvor, auch wenn das Spektakel hier von Berliner Schauspieler_innen inszeniert wird. Organisiert wird die Protestaktion anlässlich des „Internationalen Afrikatages“ vom Bündnis GEMEINSAM FÜR AFRIKA. „Die Idee dahinter ist, auf Formen moderner Sklaverei aufmerksam zu machen, sowohl im globalen Süden, als auch in Europa und in Deutschland, denn da gibt es enge Zusammenhänge, was Lieferketten anbelangt“, so Marek Burmeister, Mitarbeiter bei „Aktionsgemeinschaft solidarische Welt“. Die Aktion ist eine bewusste Zuspitzung der Arbeitsverhältnisse unserer modernen Welt, denn die Sklaverei lebt – lediglich die Formen der Ausbeutung und deren Wahrnehmung haben sich verändert. Die Konsument_innen profitieren von den Endprodukten wie Handys, Zucker, Gemüse, Kaffee oder Schokolade, welche von schätzungsweise 21 Millionen Menschen in sklavenähnlichen Zuständen produziert werden. Im Durchschnitt arbeiten 60 Sklav_innen für jeden von uns, so die Organisation.
Die Passant_innen blicken meist verwundert auf das Geschehene. Laut GEMEINSAM FÜR AFRIKA sind sie allerdings auch nicht die Zielgruppe, denn wichtig ist vor allem die Presse. Medienwirksam ist die Protestaktion allemal, ob sich dadurch am Konsumverhalten der Menschen etwas ändert, bleibt offen.
Tatjana Sopart / Malina Saf