So twittert Afrika

So twittert Afrika

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Twitter wird auf dem afrikanischen Kontinent immer ausgiebiger genutzt. Doch wie und wofür? Der Report "How Africa Tweets" liefert spannende Erkenntnisse.

Zum dritten Mal analysierte die britische Kommunikationsagentur Portland die aus Afrika stammenden Twitterdaten eines ganzen Jahres. Das Jahr 2015 war vor allem ein Meilenstein in punkto Wachstum. Rund 1,6 Milliarden Tweets kommen vom Kontinent – eine 34-fache Steigerung gegenüber 2012. Am stärksten wird in Ägypten getwittert, gefolgt von Nigeria, Südafrika, Kenia und Ghana. Obwohl der Dienst mehrheitlich für den Austausch über Sport, Unterhaltung und Showbusiness herhalten muss, beträgt die Zahl der Hashtags zu politischen Themen ganze zehn Prozent. Im Vergleich zu twitterstarken Ländern wie den USA oder Großbritannien ist das eine Menge, denn dort sind es jeweils nur ein bis zwei Prozent.

Das Besondere dabei ist auch, dass einige dieser Themen grenzüberschreitend kommentiert und diskutiert werden. Bestes Beispiel ist der Hashtag #FeesMustFall („Gebühren müssen sinken“) als Protest gegen die Erhöhung von Studiengebühren in Südafrika. Zwar war er am Ort des Geschehens der häufigste Hashtag, doch in Ägypten tauchte er sogar noch öfter auf als in Südafrika. Ein zweites Beispiel bildet Gabun, wo drei Bezüge zu Nigeria unter den Top-Ten-Schlagwörtern auftauchten: #biafra, #freebiafra („Freiheit für Biafra“) und #freennamdikanu („Freiheit für Nnamdi Kanu“). Der Grund dafür ist vermutlich historisch bedingt, denn während des Biafra-Krieges in den Siebziger Jahren wurden vom Hunger bedrohte Kinder Nigerias nach Gabun ausgeflogen. Einige von ihnen sind vermutlich dort geblieben und beteiligen sich nun online an den Geschehnissen ihrer ersten Heimat.

Auch zu den Präsidentschaftswahlen in Nigeria und den Unruhen in Burundi wurde nicht nur in den betroffenen Ländern getwittert, sondern auf dem ganzen Kontinent. Derlei Daten lassen den Schluss zu, dass manche zunächst länderspezifischen Themen gemeinsame Interessen widerspiegeln, die keine Grenzen kennen. Twitter scheint dabei zunehmend zu einer seriösen Plattform zu werden, über die sich die Bevölkerungen Afrikas gezielt austauschen und vernetzen. Dazu trägt eine gemeinsam gefundene Sprache bei: Englisch dominiert 77 Prozent der fünftausend beliebtesten Hashtags. Auf der anderen Seite bleibt trotz aller Vernetzung das eigene Land oft der häufigste Gesprächsinhalt. In über 30 Ländern war der jeweilige Landesname am populärsten, wie zum Beispiel #ghana in Ghana oder #botswana, #ehtiopia und #senegal in den entsprechenden Ländern. Die eigene Heimat ist bereit für die globale Twitterbühne.

Der Link zur Studie: http://www.howafricatweets.com/

 

Grafik: http://www.howafricatweets.com/ http://www.portland-communications.com/