Und noch mehr Kino für zu Hause! KINO ASYL geht in diesem...

Und noch mehr Kino für zu Hause! KINO ASYL geht in diesem Jahr online

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Das Filmfestival KINO ASYL aus München hat dieses Jahr zwei Kurator*innen mit Afrikabezug und dadurch auch mehrere afrikanische Filme mit im Programm.

Foto: Max Kratzer / KINO ASYL

KINO ASYL geht in ein besonderes sechstes Jahr: Zum ersten Mal können Menschen weltweit und online am Festival teilnehmen und die Filmbeiträge erleben, die von jungen Erwachsenen mit Fluchterfahrung kuratiert wurden. 15 Tage lang ermöglicht Euch das Festival also egal, wo ihr gerade das Internet nutzt, Einblicke in die Filmkunst, Kultur und Gesellschaft verschiedenster Weltregionen.

Vor sechs Jahren begann eine Gruppe junger Menschen mit unterschiedlichsten Biografien gemeinsam Programme, Konzepte, Erscheinungsbild und Screenings für das Filmfestival KINO ASYL zusammenzustellen. 2016 wurde das Projekt schon mit dem Sonderpreis „Kultur öffnet Welten“ von der Kulturstaatsministerin ausgezeichnet. Besonders ist an dem Festival, dass sein Programm jedes Jahr eine ganz individuelle Kollage von Filmen, Gedanken und Eindrücken aus der Heimat der Kurator*innen ergibt, und somit durch die immer neue Zusammensetzung des Kurator*innenteams jedes Mal andere Nuancen aufweist.

Mit Kurator*innen aus dem Jemen, Afghanistan, Syrien, Uganda, Malaysia, Palästina, Senegal, Gambia und dem Iran ist das Team von KINO ASYL 2020 noch größer und vielfältiger geworden. Zusätzlich zu den Filmen erwarten Euch Q&A-Talks mit einer Auswahl der Filmemacher*innen und dem KINO ASYL-Team. Gerade der persönliche Bezug der Kurator*innen zu den Ländern der Filme macht die Filmauswahl, aber auch den Austausch mit denen, die sie ausgewählt haben, zu einem ganz speziellen Kinoerlebnis.

Im abwechslungsreichen Programm aus Kurz- und Langfilmen aus Animations-, Dokumentar- und Spielfilmgenre findet Ihr mit „The Boda Boda Thieves“ beispielsweise einen Film, der den 15-Jährigen Protagonisten Abel in der Hauptstadt Ugandas dabei begleitet, wie er nach einem Verkehrsunfall seines Vaters dessen Job als Lastenfahrer übernehmen muss. Er muss zwischen Verantwortung, Familie, Kriminalität und schnellem Geld seinen eigenen Weg finden.

Kurator Ahmed Fawzi Saleh, der einen ägyptischen und einen syrischen Elternteil hat, hat den Film „Poisonous Roses“ ausgesucht, da er Einblicke in den Arbeitsalltag junger Menschen gibt sowie die Herausforderungen, denen sie begegnen, am Beispiel des 22-jährigen Saqr und seiner älteren Schwester Taheya. Sie leben mit ihrer Mutter in Kairo, doch Saqr möchte mit allen Mitteln das schmutzige Gerberviertel hinter sich lassen. Taheya indes versucht, das zu verhindern und seine Pläne für eine Flucht über das Mittelmeer nach Italien zu durchkreuzen. „Dieser Film zeigt das Gefühl der Jugendlichen“, meint Saleh. „Sie sind hin und her gerissen: Ob sie in ihrer Heimat mit ihrer Familie bleiben oder sich ein besseres Leben woanders aufbauen.“

Der 25 Jahre junge Kurator Mbacke ist vor fünf Jahren aus dem Senegal nach Deutschland gekommen. In Moussa Tourés mehrfach ausgezeichneten Film „Die Piroge“ findet er seine eigene Geschichte wieder. „Ich kam damals mit einem Schlauchboot nach Italien“, erzählt er sichtlich bewegt. Andererseits erklärt er auch: „Viele aus meinem Land entscheiden sich dafür, in Afrika zu bleiben, und wollen sich dort ein besseres Leben aufbauen.“ Aus diesem Grund präsentiert er außerdem die ARTE-Dokumentation „Nicht alle wollen nach Europa“, die genau von jenen handelt, die sich nicht auf die waghalsige Reise nach Europa begeben, und sie auf ihrer Suche nach einer guten Zukunft auf dem afrikanischen Kontinent begleitet.

Am 29. November ab 19:00 Uhr startet das Festival auf www.kinoasyl.de Hier findet Ihr auch das gesamte Programm; fast alle Filme könnt Ihr kostenfrei auf der Festival-Seite streamen. Viel Kinovergnügen!

Julia Bittermann