Weibliche Genitalverstümmelung in Gambia – eine ewige Debatte
Das Parlament in Gambia hat einen Antrag abgelehnt, der das 2015 eingeführte Verbot der weiblichen* Genitalverstümmelung/ -beschneidung oder “Female Genital Mutilation/Circumcision (FGM/C) aufheben sollte. FGM/C, eine Praxis, bei der Teile oder das gesamte äußere weibliche* Genital entfernt werden, betrifft hauptsächlich Säuglinge sowie junge Mädchen* und kann zu schweren körperlichen und psychischen Schäden führen. Der Brauch ist tief in die Kultur vieler gambischer Gemeinschaften eingebettet. Die unmittelbaren Gesundheitsrisiken umfassen Schmerzen, Blutungen, Infektionen und Tod. Langfristige Folgen können chronische Schmerzen und Komplikationen bei der Geburt sein. Psychologisch leiden Überlebende oft unter Traumata, Angstzuständen, Depressionen und einem verminderten Selbstwertgefühl.
Die Ablehnung des Antrags wurde als Erfolg für Aktivist*innen, Überlebende und zivilgesellschaftliche Organisationen gewertet, die gegen FGM/C kämpfen. Die Abgeordneten betonten, dass das Verbot wichtig sei, um Gewalt gegen Mädchen* und Frauen* zu beenden und ihre Zukunft zu sichern.
Obwohl gesetzliche Verbote entscheidend sind, reichen sie allein nicht aus, um FGM zu beenden. In Gambia haben mehr als 73 Prozent der Frauen* und Mädchen* im Alter von 15 bis 49 Jahren diese Praxis erlebt. Almaneh Gibba, der den Vorschlag zur Aufhebung des Verbots ins Parlament brachte, berief sich auf kulturelle und religiöse Gründe, stieß jedoch auf Widerstand vieler islamischer Gelehrter.
Die Anti-FGM-Aktivistin Fatou Baldeh, die im Alter von acht Jahren beschnitten wurde, hat nach diesem Beschluss gemischte Gefühle. Sie sei erleichtert, aber auch enttäuscht, dass der Gesetzentwurf überhaupt in Erwägung gezogen worden sei.
„Ich freue mich nicht darüber, dass das Leben unserer Frauen* und Mädchen* immer wieder auf dem Spiel steht. Das macht mich traurig“, sagte Baldeh.
Henriette Meyer