55 Jahre Gambia!
Das flächenmäßig kleinste Land Westafrikas ist in diesem Jahr der runden Unabhängigkeitstage eines der ersten, die feiern dürfen.
Lange stritten sich eine ganze Handvoll Staaten um die Kolonialherrschaft über die Region am Fluß Gambia, die Zugriff auf vielversprechende Goldvorkommen in Aussicht stellte. Obwohl sich die dort lebenden Völker zunächst erfolgreich verteidigen konnten, kamen immer wieder neue „Eroberer“. Die Kolonialherr*innen drückten sich quasi die (leider nicht vorhandene) Klinke in die Hand.
Die letzten waren die Briten, die schon 1888 den Einheimischen „erlaubten“, an den Regierungsgeschäften im damals neu geschaffenen Repräsentantenhaus mitzuwirken. Eine tatsächliche Selbstbestimmung ließ jedoch noch mehrere Jahrzehnte auf sich warten, und selbst die staatliche Souveränität bedeutet nicht immer eine völlige Loslösung (falls es so etwas überhaupt je gegeben hat oder geben wird; Abhängigkeiten bestehen schließlich fort).
Nach Gambias Beteiligung an der Seite der Alliierten im Zweiten Weltkrieg und recht zügig folgenden Verfassungsreformen, wurde „sogar“ die Möglichkeit eingeräumt, Vertreter aus dem Protektorat ins Parlament zu wählen. Ganze drei afrikanische Bewohner Gambias erhielten im Repräsentantenhaus den Ministerstatus. Erste Parteien wurden gegründet, und 1960 wurde bereits das Frauenwahlrechte eingeführt, womit Gambia noch früher dran war als beispielsweise Monaco, Liechtenstein oder die Schweiz.
Bei der Präsident*innenwahl 1960, bei der zum ersten Mal also Männer und Frauen an die Wahlurnen durften, wurde David Kwesi Jawara zum Präsidenten gewählt. Allmählich wurden immer mehr Schritte eingeleitet, die das Land auf eine Selbstverwaltung vorbereiten sollten. Ab 1963 war für eine Übergangszeit der britische Generalgouverneur denn auch nur noch für die innere Sicherheit, auswärtige Angelegenheiten und für die Verteidigung verantwortlich. Mit dem Gambia Independence Act 1964 des Parlaments des Vereinigten Königreichs wurde Gambias Souveränität rechtskräftig.
Am 18. Februar 1965, vor heute genau 55 Jahren, wurde Gambia offiziell unabhängig. Diesen Tag feiern die Gambier*innen noch heute als ihren Unabhängigkeitstag. Damals wurde es automatisch zu einer konstitutionellen Monarchie als Mitglied ins Commonwealth of Nations mit Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt aufgenommen. Bedeutete das also Unabhängigkeit? Immerhin wurden eine eigene Verfassung sowie Staatssymbole eingeführt, und der Staat nennt sich seitdem „The Gambia“, auch wenn das offizielle Staatsoberhaupt damit noch immer auf den Britischen Inseln saß.
Bereits damals gab es allerdings Bestrebungen der Regierung, sich ganz von Großbritannien zu lösen und Gambia in eine Präsidialrepublik umzuwandeln. Ein noch im Jahr der Unabhängigkeit durchgeführter Volksentscheid scheiterte knapp, weil für eine solche Verfassungsänderung die Zweidrittelmehrheit notwendig gewesen wäre. 1970 wurde die Abstimmung erneut durchgeführt, und Gambia ist seitdem eine Republik.
Mehr Hintergründe zu Gambias doch längeren Weg zur Unabhängigkeit, als das nun für die schnelle Online-Lese geschildert wurde, und die Geschichten weiterer Jubiläen findet Ihr in der April/Mai-Ausgabe der LoNam. Wir hoffen, es gibt auch wirklich Gründe zu feiern in allen diesen Ländern…
Julia Bittermann