Aber Nofretete bleibt hier…
Eine Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes:
„Am 30. April 2014 um 11 Uhr übergibt die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Prof. Dr. Maria Böhmer, drei aus Ägypten stammende Antiken an den ägyptischen Botschafter Dr. Higazy. Bei den Kunstgegenständen handelt es sich um eine Nischenstele, einen Statuenschrein und einen Miniaturobelisken.
Die drei Objekte waren illegal aus Ägypten ausgeführt worden; Zollfahnder hatten sie am deutsch-schweizerischen Grenzübergang Weil am Rhein in einem LKW entdeckt und beschlagnahmt.
Vor der Übergabe zeigt sich Staatsministerin Böhmer erfreut, dass die Werke, die ein Zeugnis einer Jahrtausende alten Hochkultur sind, nun nach Ägypten zurückkehren und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Zudem warnt sie vor den Gefahren des illegalen Kulturguthandels weltweit.
Nicht nur die Zerstörung von Kulturgütern und antiken Stätten, sondern insbesondere auch Raubgrabungen, Plünderungen und illegale Ausfuhr fügen der Integrität des Kulturerbes eines Landes einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zu, so die Staatsministerin.“
Es wird also öffentlich die Rückgabe ägyptischer Kulturgüter zelebriert und die Ministerin betont, dass Plünderungen der Integrität des Kulturerbes eines Landes Schaden zu fügen. Da bleibt die Frage offen: Inwiefern unterscheidet sich der Wert der heute zurückgegebenen Gegenstände mit dem Wert der Büste der Nofretete, die seit über hundert Jahren in regelmäßigen Abständen von ägyptischer Seite rückgefordert wird? Unterscheidet das Auswärtige Amt zwischen Schmuggel der Gegenwart und Schmuggel der Vergangenheit?
Trotz teilweise imperialistischer Argumentation scheint es keine Gründe zu geben, um anderen Ländern ihre kulturellen Symbole vorzuenthalten. Die UN, die UNESCO und die ethischen Richtlinien des Nationalkomitees des Internationalen Museumsrates empfiehlt Besitzern von Kunst- und Kulturgütern aus anderen Teilen der Welt, in Verhandlungen zu treten und einen Dialog mit den „Besitzern“ zu starten. Eine Rückgabe steht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Rechten der Menschheit, nämlich der Wahrung einer eigenen kulturellen Identität und dem Erhalt des kulturellen Erbes.
Offizielle Rückgabebitten seitens Ägyptens um die Büste der Nofretete, die derzeit im Neuen Museum Berlin zu sehen ist, werden in Deutschland von den Verantwortlichen regelmäßig verschleiert und übergangen. Plötzlich gelten für eine Rückgabe extra strenge Formalitäten und schwache Argumente erhalten ungewöhnlich großes Gewicht.
Dabei empfiehlt der Ethik-Kodex die Rückgabe von Kulturgütern in die Länder ihrer Herkunft, Zusammenarbeit und Austausch. Der Westen hat während des Imperialismus kulturelle Güter entwendet. Von daher ist es eine Frage der Moral, diese Artefakte ohne Zögern zurückzugeben. Vor allem, wenn ein Austausch der Institute mit heutigen Technologien so leicht wäre.