Ärger um neuen Naira
Nigerias Verschwörungstheoretiker haben ein neues Ziel, aber die Angelegenheit ist ernster als man denkt.
Anlässlich der diesjährigen Hundertjahrfeier des geeinten Nigerias hat die nigerianische Zentralbank bereits im November die neue 100 Naira-Banknote vorgestellt. Hundert Jahre zuvor hatte die britische Kolonialregierung die Prektorate Nordnigera und Südnigeria zur Kronkolonie Nigeria vereinigt, die seit Oktober 1960 die Bundesrepublik Nigeria bildet. Allein das zweifelhafte Jubiläum bietet schon viel Platz für neokoloniale Verschwörungen, doch es ist wie so oft das Design, das Unmut und Ärger heraufbeschwört.
Es ist nicht das Abbild des Yoruba-Politikers Obafemi Awolowo, der wie schon zuvor die 100 Naira-Note ziert, das für Aufruhr sorgt, sondern ein kleines magnetisches Sicherheitsemblem in der Mitte des Scheins. Die zwei versetzt übereinander aufgebrachten Quadrate erinnern dabei entfernt an einen jüdischen Davidstern. Darüber hinaus wurde auf den neuen Scheinen der Aufdruck „Naira“ in der arabisch-angelehnten Schrift Ajami verzichtet. Die muslimischen Hausa nutzen Ajami-Buchstaben als Schriftsprache, in der Gegenwart wird sie aber so gut wie immer durch lateinische Buchstaben ersetzt. Nur noch wenige Hausa können Ajami lesen oder schreiben, rechtfertigt die Zentralbank die Entscheidung, den Aufdruck wegzulassen. Beide Umstände zusammen, ergeben aber wohl eine ziemlich explosive Mischung bei Verschwörungstheoretikern. Vor allem islamische Vertreter fühlen sich von der Entscheidung schwer verletzt. Es steht die Frage im Raum, ob der jüdische den muslimischen Glauben verdrängt. Für Vertreter der Zentralbank und die nigerianische Regierung eine überspitzte Reaktion. Der vermeintliche Davidstern sei lediglich ein Sicherheitsmerkmal und habe keinerlei ideoloischen Zwecke.
Die Auseinandersetzung erinnert doch stark an die regelmäßigen Sichtungen von Symbolen der Illuminaten und Freimaurer auf US-Dollar-Banknoten.
Man hat sich mit den neuen Scheinen bemüht: „Wir haben einen Schein produziert, der der erste seiner Art ist und mit den fortschrittlichsten Technologien entwickelt worden ist.“, sagte Zentralbank-Sprecher Emefiele während der Pressekonferenz zum neuen Naira im November. Und trotz aller Verschwörungen ist die Note wirklich erwähnenswert. Auf seiner Rückseite befindet sich ein QR-Code, der den Besitzer via Smartphone oder Tablet über das Jahrhundert-Jubiläum und Details zur neuen Banknote und ihren Sicherheitsmerkmalen informiert. Damit ist der neue 100-Naira-Schein, der am 19. Dezember 2014 in Umlauf kommen soll, der erste digitale Geldschein der Welt.