Algerienkrieg-Debatte: Die Fronten bleiben verhärtet

Algerienkrieg-Debatte: Die Fronten bleiben verhärtet

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Bei einer Gedenkfeier in Nizza vor einigen Tagen gestand Sarkozy laut Tageblatt Online ein, dass Frankreich gegenüber den sogenannten Harkis – so werden die etwa 200 000 algerischen Soldaten, die für die Franzosen kämpften, genannt – eine Schuld habe. Viele von ihnen waren nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 nach Frankreich geflohen und mussten dort mit ihren Familien, zusammengepfercht in Ghettos, unter elendigen Umständen leben. Sarkozy sagte, beide Seiten hätten während des Algerienkrieges von 1954 bis 1962 Gräueltaten begangen, die verurteilt werden müssten, Frankreich könne aber nicht bereuen, diesen Krieg geführt zu haben.

Abdelaziz Belkhadem, algerischer Staatsminister und Chef der FLN, der damaligen bewaffneten Befreiungsbewegung und heutigen Regierungspartei, erklärte Jeune Afrique zufolge wenig später, Sarkozy habe lediglich „die Seinen verteidigt“, diejenigen, die in Algerien nach dem Krieg als Verräter gegolten hätten. Er sei sich jedoch sicher, dass der Tag kommen werde, an dem sich Frankreich entschuldigen werde für die Verbrechen, die es gegenüber Algerien begangen habe.

Die Debatte um Schuld und Sühne der Franzosen wird bereits seit geraumer Zeit geführt. Sie kommt gerade jetzt erneut auf, da Algerien im Juli diesen Jahres den 50. Jahrestag seiner Unabhängigkeit begeht. Überdies aber dürfte der französische Präsidentschaftswahlkampf eine Rolle spielen: Sarkozy muss angesichts des Vorsprungs seines sozialistischen Konkurrenten François Hollande in den Umfragen verstärkt auf Stimmenfang gehen, wenn er für eine weitere Amtszeit in den Élysée-Palast einziehen will.

 

N. W., 13.03.2012

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