Aşa auf Tour mit „Lucid“: „Sie erzählt Geschichten, die jede*r von uns irgendwann im Leben durchmacht“
Fünf Jahre hatte es gedauert, bis Aşa 2019 endlich wieder ein Album veröffentlichte. Die Sängerin, die ihre Karriere als junge Frau in Lagos, Nigeria, startete, war schon im Vorprogramm von internationalen Größen wie Snoop Dogg, Akon, John Legend und Beyoncé Knowles auf der Bühne, noch bevor sie 2008 ihr Debütalbum veröffentlichte, für das sie mit dem Prix Constantin ausgezeichnet wurde. Mit den neuen Songs ihrer Platte „Lucid“ ist jetzt gerade in Deutschland auf Tour. LoNam-Redakteurin Julia Bittermann war beim Konzert in Berlin dabei und war nicht nur von der Performance, sondern auch von der Liebe der Aşa-Fans überwältigt.
Wenn jemand mit seiner ganzen Person und Leidenschaft auf der Bühne steht, dann ist das wohl Aşa. Die Sängerin, die ich schon vor ihrem Tourstart treffen durfte, und die in einem langen und sehr persönlichen Gespräch mit mir teilte, wie sie die Person und Musikerin geworden ist, die wir heute auf der Bühne sehen, zeigte beim Konzert im Berliner Heimathafen gestern Abend alle ihre Facetten.
Mindestens ebenso leidenschaftlich waren ihre Fans mit dabei. Noch nie habe ich es erlebt, dass ein Publikum auch nach einem langen Konzert, ohne Pause und mit nicht zu knapper Zugabe, noch immer nicht aufhörte zu johlen und zu applaudieren, obwohl schon längst alle Lichter angegangen waren, bis die Band noch ein weiteres Mal erschien.
Gerührt von so viel Respekt und Zuneigung, die ihr aus dem Publikum entgegen strömte, nahm Aşa sich dann bei dieser letzten Zugabe die Zeit, mit den Fans der ersten Reihen gemeinsam zu ihrer Musik zu grooven. Einer der glücklichsten an diesem Abend war zweifelsohne Lawale, der von Aşa umarmt wurde und den Tränen nahe schien. „Das war einfach überwältigend! Ich bin schon so lange ein Fan, und da war einfach alles mit drin, was ich mir je von Aşa gewünscht habe“, erzählte er mir nach dem Konzert. „Als ich noch in Nigeria war, hatte ich nie die Möglichkeit, zu einem Konzert von ihr zu gehen. Das ist das erste Konzert für mich, und es ist einfach nur überwältigend! Sie hat meinen Namen gesungen, hast Du das gehört? Meinen Namen! Einfach wunderschön!“ Mit gerade mal sieben Jahren kaufte er sich in Nigeria das erste Album von Aşa. Es sei überhaupt das erste Album gewesen, das er sich je gekauft habe. „Sie erzählt Geschichten, die jeder kennt. In ihrem neuen Album ‚Lucid‘ erzählt sie von Liebe, von guter Liebe, schlechter Liebe… Sie erzählt Geschichten, die jede*r von uns irgendwann im Leben durchmacht. Und das ist einfach bewundernswert.“
Auch für Fun, die beim Konzert neben mir stand, wurde Aşas Musik schon sehr wichtig, als sie noch ein junges Mädchen war. Den Grund vertraute sie mir ebenfalls an und erlaubt mir sogar, ihn mit Euch zu teilen, damit ihr verstehen könnt, wieso viele Aşa so lieben: „Ich bin neurotisch, manchmal depressiv; ich habe öfter depressive Phasen. Als ich sehr, sehr jung war und tatsächlich vorhatte, mich umzubringen, hat meine Mutter mir Aşas Musik vorgespielt, und das hat mich irgendwie wieder auf den Boden gebracht. Ich habe im Lauf meines Lebens dann immer wieder Aşas Musik gehört, weil sie meine Seele erleichtert. Und das tut mir gut.“
Beim nächsten Mal, wenn Aşa nach Berlin kommt, werde ich ihr davon erzählen, denn ich weiß, dass sie sich wünscht, mit ihrer Musik den Menschen aus der Seele zu sprechen. Das verriet sie mir in unserem Interview, das ihr in der aktuellen LoNam lesen könnt. (Am besten zu beziehen im Abo! ;))
Wer Aşa noch bei dieser Tour live sehen möchte, hat in Hamburg (heute Abend in der Fabrik), München (am 27.2. im Technikum) und Köln (am 28.2. in der Kulturkirche) die Gelegenheit dazu. Es lohnt sich!
Julia Bittermann