Auszeichnung ja
Der politische Flüchtling Wantchoucou hält sich seit 2001 in Deutschland auf. Seit dieser Zeit ist er staatenlos, besitzt hier den Status „geduldet“, wie bei der Flüchtlingsinitiative Wittenberg bzw. Möhlau zu lesen ist. Einem Artikel der taz zufolge habe er versucht, die Aufenthaltserlaubnis einzuklagen, bislang jedoch ohne Erfolg. 2009 gründete er dann die eben erwähnte Initiative mit, die sich mit Öffentlichkeitsarbeit und Kundgebungen für die Belange der im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt lebenden Flüchtlinge einsetzt.
Die laut einem Bericht der trend-Onlinezeitung 200 Menschen, um die es geht, leben in einer heruntergekommenen ehemaligen Kaserne der NVA außerhalb der Ortschaft Möhlau, weitab vom Rest der Gesellschaft. Durch die sogenannte Residenzpflicht waren sie früher gezwungen, in ihrem Landkreis zu bleiben, neuerdings dürfen sie sich zumindest innerhalb der Grenzen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt bewegen. Mangelnde Infrastruktur hält sie letztlich dort gefangen, weswegen so etwas wie Integration für sie ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Gemäß dem Asylbewerberleistungsgesetz würden sie, wie die taz weiter schreibt, 194 Euro erhalten, eine Arbeitserlaubnis sei hier eine Seltenheit. Die Lebensbedingungen im „Lager“ Möhlau sollen dem Vernehmen nach katastrophal sein, was neben der gesellschaftlichen Isolation der Flüchtlinge ein Hauptgrund für die Forderung von Wantchoucous Initiative ist, den Standort zu schließen. Sowohl was die Hygiene betrifft als auch die Versorgung – nicht zuletzt die medizinische – scheint das „Heim“ kaum mehr tragbar.
Die Politik hat es bisher nicht geschafft, den Lebensstandard der Flüchtlinge zu verbessern. Zwar befürworten in erster Linie die Grünen eine dezentrale Unterbringung der Asylbewerber, im Kreistag Wittenberg kamen in der Vergangenheit allerdings nie genügend Stimmen für eine Schließung des Lagers zusammen. Erst im Sommer wurde der Vertrag mit der privaten Betreiberfirma noch einmal verlängert.
Am 5. Dezember lud nun Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, zu der Veranstaltung „Politik sagt Danke“ im Magdeburger Palais. Geehrt wurden etwa 100 Ehrenamtliche, unter ihnen auch Salomon Wantchoucou; vorgeschlagen hat ihn die Grünen-Fraktion des sachsen-anhaltischen Landtags. Allerdings brachten vor allem die anwesenden Politiker ihm und seinen Anliegen bei dem Festakt wohl nur oberflächliche Aufmerksamkeit entgegen, wie der Artikel in der taz durchblicken lässt.
Man erkennt sein Engagement an, zeichnet ihn sogar dafür aus – zu einer tiefer gehenden Auseinandersetzung mit den Problemen der Flüchtlinge, geschweige denn zu konkreten Lösungsansätzen zeigt sich die Politik jedoch offenbar nicht bereit.
N. W., 07.12.2011