„Berlin Alexanderplatz“, 2020 – ein (afro-)deutsches Schicksal

„Berlin Alexanderplatz“, 2020 – ein (afro-)deutsches Schicksal

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Im Wettbewerb der 70. Berlinale war der deutsche Beitrag „Berlin Alexanderplatz“ ein heißer Kandidat auf einen Bären. Aus der Romanvorlage wird in der Neuverfilmung die Geschichte eines Geflüchteten.

Hauptdarsteller Welket Bungué steht in der Neuverfilmung von "Berlin Alexanderplatz" als Francis alias "Frantz" im scheinbar beständigen Widerstreit zwischen Gut und Böse... Foto: © Wolfgang Ennebach/2019 Sommerhaus/eOne Germany

Am Wochenende neigte sich die 70. Berlinale dem Ende zu. Knapp zwei Wochen lang feierten Filme aus aller Welt ihre Premieren oder wurden im Rahmen des größten Filmfestivals Deutschlands in den verschiedensten Filmhäusern ausgestrahlt. Im Kampf um den Goldenen Bären hat sich in diesem Jahr der Episodenfilm „Thers is No Evil“ („Es gibt nichts Böses“) des iranischen Regisseurs Mohammed Rassulof durchgesetzt.

Auch, wenn sie am Ende ohne Bären aus dem Wettbewerb hervorging, war die deutsche Produktion „Berlin Alexanderplatz“ dennoch einer der meist diskutierten Beiträge dieser Berlinale. Döblins Romanklassiker von 1929 bekommt dabei in seiner Neuverfilmung unter der Regie von Burhan Qurbani ein neues Gesicht.

Erzählt wird die Geschichte von Francis (Welket Bungué), der die Flucht von Nordafrika nach Deutschland knapp überlebt – im Gegensatz zu seiner Gefährtin Ida. Den Tiefen des Mittelmeers entronnen gelobt der junge Mann, von nun an ein anständiges Leben zu führen. Doch das Leben hat seine eigenen Pläne… Erzählt von „Mieze“ (gespielt von Jella Haase), einer Figur, die wie so viele in Qurbanis Version, einer modernen Interpretation der Romanvorlage entspricht, erleben wir mit, wie Francis‘ Vorsatz nach und nach immer wieder auf die Probe gestellt wird. Gut zu sein, in einer Welt, die es selbst nicht ist, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem in Dealer Reinhold (Albrecht Schuch) trifft der nun „Frantz“ getaufte Immigrant ein Gegenüber, zu dem eine tiefe, aber gefährliche, die Handlung bestimmende Bindung entsteht. Wird es ihm gelingen, sein Leben neu zu strukturieren und sich aus Reinholds Fängen zu befreien – oder wird es Reinhold gelingen, den scheinbar unsterblichen Francis völlig zu vereinnahmen?

Zum Kinostart am 16. April lest Ihr mehr über die Hintergründe und Interpretationen der Neuverfilmung in der kommenden Ausgabe der LoNam. In der aktuellen LoNam, die noch bis Ende März im Handel ist, fragen wir im Themen-Fokus: Was macht einen Film eigentlich zu einem „afrikanischen“? Viel Spaß beim Lesen und Filme-Schauen!

 

 

Florence Kimani & Julia Bittermann