Marokkos Unabhängigkeit: Gefeiert wird erst später

Marokkos Unabhängigkeit: Gefeiert wird erst später

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Heute vor 64 Jahren wurde Marokko aus dem französischen Protektorat entlassen. Die offizielle Feier findet jedoch erst am 18. November statt... aus einem bestimmten Grund!

Mohammed V. ein Jahr nach der Unabhängigkeit Marokkos Foto: © Ernest Orlando Lawrence, Berkeley National Laboratory. Public Domain Mark 1.0

Am 02. März 1956 unterzeichneten der französische Außenminister Cristian Pineau und der marokkanische Ministerpräsident Embarrek Bekkai den Vertrag über die Unabhängigkeit Marokkos. Etwa einen Monat später, am 07. April 1956, unterzeichneten auch der spanische Diktator Franco und König Mohammed V. den Vertrag, der die Protektoratsherrschaft beendete. Bis heute gehören jedoch die Enklaven Ceuta und Melilla weiterhin zu Spanien, was gerade dort immer wieder zu verschiedenartigsten Problemen führt. Welcher Präzedenzfall sich erst vor Kurzem dort ereignete, lesen Sie in der April/Mai-Ausgabe der LoNam…

Scheinbarer Machterhalt des Sultans während des Protektorats

Im Frühling 1911 drangen sowohl französische als auch spanische Truppen in Marokko ein. Kurze Zeit später stand Zentralmarokko unter der Herrschaft Frankreichs und die Mittelmeerküste unter der Herrschaft Spaniens. Anders als in Algerien, gab der herrschende Sultan jedoch seine Souveränität nicht vollkommen auf, sondern wurde am 30. März 1912 dazu genötigt, den Vertrag von Fes über die Schutzherrschaft Frankreichs über Marokko zu unterzeichnen.

Auf diese Weise bewahrte der Sultan äußerlich die Form seiner religiösen und politischen Souveränität. In seinem Namen wurden Gesetze und Verordnungen erlassen, Recht gesprochen und gebetet. Außerdem hatte er die Möglichkeit, seine Meinung über Pressemitteilungen und in seiner jährlichen Thronrede zu verkünden. In Wahrheit jedoch fungierte der Sultan lediglich als Marionette der Kolonialmächte.

Mohammed V. wollte das Land schon 1947 in die Unabhängigkeit führen. Foto: © Flandrin France-Maroc, Public Domain Mark 1.0
Mohammed V. wollte das Land schon 1947 in die Unabhängigkeit führen. Foto: © Flandrin France-Maroc, Public Domain Mark 1.0

Zerfall des Protektorats

Da der Sultan Mohammed V. die Unabhängigkeit des Landes forderte, wurde er 1953 nach Korsika und Madagaskar deportiert. Im Gegenzug wurde er durch seinen alten, kranken und leicht zu beeinflussenden Onkel ersetzt. Allerdings wurde durch die Deportation das Unabhängigkeitsbestreben der Bevölkerung bestärkt. Da es zu der gleichen Zeit Spannungen zwischen Frankreich und Algerien gab, entschlossen sich die französischen Führungskräfte dazu, sowohl Tunesien (am 20. März 1956) als auch Marokko in die Unabhängigkeit zu entlassen.

Am 18.11.1956 wird in Marokko die Unabhängigkeit des Landes gefeiert, da an diesem Datum Jahr 1955 der ehemalige Sultan Mohammed V. aus dem Exil zurückkehrte. Zu Ehren des Königs wird die Unabhängigkeit deshalb nicht am Tag der Unterzeichnung des Vertrags gefeiert.

Marokko heute

Trotz der früheren Fremdherrschaft durch Spanien und Frankreich bleibt Marokko das einzige Land im Maghreb, welches das über mehrere Jahrhunderte eine kontinuierliche politische Herrschaft aufweist. Seit über 350 Jahren sind die Alawiden die herrschende Königsdynastie in Marokko. König Mohammed VI. ist der 33. Herrscher des Landes. Noch immer ist der König sowohl Staatschef als auch Oberkommandierender der Armee und Religionsführer der marokkanischen Muslime.

Über die Feiern im letzten Jahr und die Gerüchte, die den aktuellen König umgeben, lesen Sie in der LoNam-Ausgabe vom November 2019. Mehr über die Unabhängigkeit verschiedener afrikanischer Staaten, die in diesem Jahr – wie übrigens auch die LoNam – ihr Jubiläum feiern, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe, die wir diesem Thema widmen. Am besten gleich abonnieren…!

Michelle Bäumer